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Mittwoch, 28. Dezember 2022

Gretas Erbe - Die Winzerin von Nora Engel (1)

 


Meine Meinung:

Aschenputtel in den 70ern



Es gibt Bücher, da kann das Haus einstürzen und man bemerkt es nicht.  Es sei denn, der Lesesessel wird in Mitleidenschaft gezogen. So ging es  mir bei *Gretas Erbe!* Ich habe zu lesen begonnen und wollte nicht mehr  aufhören. Nur eine lästige Erkältung hat mich daran gehindert, das Buch  in einem Rutsch durchzulesen.

Was hat mich an dieser spannenden Geschichte so fasziniert? Sie  spielt überwiegend in den 70ern. Ich konnte bei sämtlichen Dingen  mitsprechen und mitfühlen. Greta hat ihre Mutter nie kennengelernt, da  sie bei ihrer Geburt starb. Nur ein Foto besitzt sie von der geliebten  Mutter. Sie weiß nicht, wer ihr Vater ist. Die Winzerfamilie Hellert  hatte schon Gretas Mutter beschäftigt. Nach deren Tod durfte Greta bei  den Hellerts leben. Das fand ich eigentlich nett von der Winzerfamilie.  Dennoch ließen sie der fleißigen und hübschen Greta spüren, dass sie  kein Familienmitglied ist. Sei es bei Familienfesten oder bei der  Arbeitsverteilung. Greta ist ein sehr intelligentes Mädchen. Als  Klassenbeste träumt sie davon Abitur machen zu dürfen. Erst sieht es so  aus, als ob ihr Wunsch in Erfüllung ginge. Aber die Umstände sprachen  nicht für sie.

Mir ging beim Lesen immer wieder das Märchen Aschenputtel durch den  Kopf. Nein, ich will nicht ungerecht sein. Greta hätte es weitaus  schlimmer treffen können. Manchmal sickerte doch ein kleines bisschen  Verständnis für die Halbwaise durch. Besonders dann, wenn Greta half,  unangenehme Umstände in der Familie zu beseitigen. Einmal hatte Greta  tatsächlich das Gefühl endlich dazu zu gehören. Zu Robert Hellert hat  Greta von jeher einen guten Draht. Das schwarze Schaf der Hellerts  versteht sie. Hört ihr zu und nimmt sie ernst. Je älter beide werden,  umso mehr fühlen sie sich zueinander hingezogen. Robert animiert Greta  dazu, für ihre Träume zu kämpfen. Robert selbst möchte seinen Traum als  Musiker verwirklichen. Robert wird von seinem Elternhaus eine Zeit lang  verstossen. Renate Hellert begegnet Greta stets herablassend. Lässt sie  spüren dass SIE die Tochter des Hauses ist. Nur wenn sie Greta braucht,  gibt sie ihr das Gefühl ein Familienmitglied zu sein. Der kleine Matse  liebt Greta sehr. Für ihn ist sie eine Schwester. Matse ist etwas anders  als andere kleine Jungen. Greta nimmt ihn so, wie er ist. Johann ist  der *ach so brave Sohn* der es versteht, seinem Vater Harald Honig um  den Mund zu schmieren. Er ist bei weitem nicht so clever wie Greta.  Dennoch darf er Wege gehen, die Greta verschlossen bleiben. Das  Familienoberhaupt Harald Hellert sieht in Greta ein Mädsche, welches als  billige Arbeitskraft taugt. Von seiner Frau Elfriede bin ich am meisten  enttäuscht. Ich kann es verstehen, dass einem die eigenen Kinder am  meisten am Herzen liegen. Dennoch hätte es für Elfriede ein leichtes  sein können/müssen, auch für Greta mütterliche Gefühle zu entwickeln.  Sie hat Greta doch aufgezogen! Greta ist so ein liebenswertes Geschöpf.  Fleißig und stets freundlich zu allen. Ihre Weinkenntnisse sind  unschlagbar. Wenn Greta das Bukett eines Weines beschrieben hatte, ist  mir das Wasser im Mund zusammen gelaufen. Ihr Talent blieb auch dem  größten Konkurrenten der Hellerts nicht verborgen ….

Mir hat es sehr 

viel Spaß

 gemacht, Greta ein Stück weit zu begleiten.  Ich habe die große Hitze bei der Weinlese gespürt. Ich durfte ein  Konzert mit Rod Steward erleben. Habe getanzt zu Schlagern, die in den  70ern so angesagt waren, und auch heute noch gerne gehört werden. Vor  allem das Ende hat mir gefallen … und auch wieder nicht. Ich möchte  unbedingt wissen wie es weiter geht. Eines ist jedoch sicher: Ein  überraschendes Erbe wird Gretas Leben total verändern. Mit oder ohne  Robert? Genau deswegen warte ich sehnsüchtig auf den Folgeband.


Mein Fazit:

Du kannst nicht immer siebzehn sein, Liebling das kannst du nicht ….

Das ist einer der Schlager, die mich an meine Jugend erinnern. Chris  Roberts hatte ja so was von Recht. Wir alle können nicht immer siebzehn  sein. Aber, wir können immer wieder in die 70er eintauchen. In  Erinnerungen schwelgen und auf das eine oder andere mit Wehmut  zurückblicken. Unsere Haare mit dem berühmten Shampoo, das 7 Kräuter  enthält, auch heute noch waschen. Ich habe die wundervolle Greta ins  Herz geschlossen. Mich in den 70ern wohl gefühlt. Längst vergessene  Dinge wieder mit erlebt. Vinyl-Platten gehört. Mich an den Fernseher  erinnert, bei dem immer einer aufstehen musste, um in ein anderes  Programm zu schalten. Das alles in eine wunderschöne Geschichte  verpackt, die mir die Weinlese und die Herstellung von Wein näher  gebracht hat. Mich wieder daran erinnert, welcher Makel unehelichen  Kindern angehaftet hat und die damit verbundenen Probleme. Nein, wir  reden nicht vom Mittelalter. Das ist alles noch gar nicht so lange her.  Es war einmal zur Flower Power – Zeit! Da gab es das Aschenputtel Greta  ……

Cover spielen bei meinen Bewertungen keine Rolle. Dennoch möchte ich  hier erwähnen, wie ausnehmend gut mir das einfach gehaltene Cover  gefällt!

Herzlichen Dank Danela Pietrek und Tania Krätschmar. Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung.

Nora Engel

Nora Engel ist das gemeinsame Pseudonym der beiden Autorinnen Danela Pietrek und Tania Krätschmar.

Danela Pietrek studierte Französisch und Philosophie, Germanistik, Theaterwissenschaften und Komparatistik. Sie arbeitete beim Film, war Producerin, schreibt Drehbücher und hat mehrere Romane veröffentlicht. Sie lebt in Hamburg und hat zwei Töchter.

Tania Krätschmar ist gelernte Buchhändlerin, hat in Berlin und den USA Germanistik studiert und in Manhattan als Bookscout gearbeitet. Seit 2009 schreibt sie erfolgreich Frauenromane, einer davon wurde bereits verfilmt. Die Autorin hat einen Sohn und lebt in Berlin.

 

 

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