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Montag, 12. August 2024

Bleib von Adeline Dieudonnè

Foto: @Gisela Simak. Hintergrund kostenloses Bild von Pixabay 

Um was geht's? Unbezahlte Werbung. Coverrechte Verlag. 

Verlagsinfo: Abgründig, zärtlich, humorvoll: Eine Frau und ihr Geliebter verbringen das Wochenende in einem einsamen Chalet. Doch mit einem Mal ist er tot. Außer sich vor Schmerz bleibt sie mit seinem Körper zurück – und beginnt Briefe an seine Frau zu schreiben. 

Meine Meinung:

Au revoir, mon amour 

Ich habe noch nie so ein intensives Buch zu dem Thema Trauer gelesen. Adeline Dieudonnè hat diese Geschichte mit sehr viel Empathie geschrieben. Eine Frau in den 40ern, möchte ihren toten Geliebten nicht verlassen. Will nicht, dass seinen toten Körper fremde Händen berühren. In einem Chalet, in den französischen Alpen, wollte sie mit ihm unbeschwerte Stunden verleben. Gestohlene Stunden, da er verheiratet mit einer anderen Frau ist. Sie verfasst Briefe an seine Frau. Erzählt uns von ihrem Leben und ihrer Beziehung zu M. 

Zugegeben, manche Szenen empfand ich als ziemlich ekelig. Wir haben es aber hier mit einer Frau zu tun, die wahnsinnig unter dem Verlust ihres Geliebten leidet. Nicht alles kommt realistisch rüber. M.s Frau bleibt blass. Der Fokus beruht überwiegend auf das Leben der Frau, in der Vergangenheit, sowie in der Gegenwart. 

Ihre Erzählungen aus der Vergangenheit haben mich dieser Frau ein bisschen näher gebracht. Sie hatte stets Probleme damit, ihre Wünsche zu äußern. Wollte sich immer anpassen und so sein, wie es Männer von einer Frau erwarten. 

Ich glaube nicht, dass man mir beigebracht hat, den Mund zu halten. Man hat mir einfach nicht beigebracht, ihn aufzumachen.  Seite 87.

Ich konnte ihr Tun und Handeln oftmals nicht nachvollziehen. Habe ihren Hunger nach den Worten gespürt, dass alles gut wäre. Ihren Roadtrip, mit einer Leiche auf den Rücksitzen, hat meine Vorstellungskraft gesprengt. Ihre Fantasien eilen ihr stets voraus. Nicht selten gleichen sie einem Horrorfilm. Die Art, mit ihrer Trauer umzugehen, mutet psychotisch an. Dennoch sehe ich hier einen sehr intensiven Abschied, von einem geliebten Menschen. 

Fazit:

Auf dieses Buch sollte man sich einlassen mögen. Es handelt sich um eine Liebesgeschichte, wie ich sie noch nie im Leben gelesen habe. Jeder Trauernde nimmt anders von einem geliebten Menschen Abschied. Dieser Abschied ist sehr intensiv und absolut außergewöhnlich. Ich habe die Briefe an M.s Frau sehr gerne gelesen. 

Danke Adeline Dieudonnè

Adeline Dieudonné

Adeline Dieudonné, geboren 1982, lebt mit ihren Töchtern in Brüssel. Nach mehreren preisgekrönten Erzählungen und einem erfolgreichen One-Woman-Theaterstück entwickelte sich ihr Romandebüt ›Das wirkliche Leben‹ zu einem großen internationalen Bestseller. Sie wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, ihre Bücher in über zwanzig Sprachen übersetzt. Seitdem erschienen bei dtv der Text ›Bonobo Moussaka‹ sowie der Roman ›23 Uhr 12‹.

 

 



2 Kommentare:

  1. Hallo Gisela,

    wow, das klingt… interessant und außergewöhnlich. Mich schrecken die „ekligen Szenen“ etwas ab.
    Ich habe auch schon ein Buch über Trauer gelesen, in dem es der (da aber:) Ehefrau schwer fiel, den Mann so richtig gehen zu lassen, die Novelle „Ein Tag mit Herrn Jules“. Fand ich teils ehrlich gesagt ebenfalls sehr befremdlich.

    Liebe Grüße

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    1. Hallo
      Das Buch war stellenweise wirklich furchtbar ekelig. Aber die Frau hatte ein Traumata. Deswegen hatte auch keiner was gegen sie unternommen. Weder die Ehefrau, noch die Polizei.
      Danke für deinen Buchtip. Schau ich mir noch genauer an.
      Bleib würde ich dir sehr empfehlen. Trotz ekeliger Szenen.

      Liebe Grüße von der Gisela

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