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Samstag, 16. November 2024

Der Bademeister ohne Himmel von Petra Pellini

Foto: @Gisela Simak 


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"Eine ganz zarte, heiter-melancholische Geschichte und dabei so wunderbar präzise erzählt." Ewald Arenz

«Es gibt Bücher, die lange nachhallen. Dieses ist so eines. Steht auf meiner persönlichen Bestsellerliste jetzt ganz oben.» (Christine Westermann)


Linda ist fünfzehn und würde am liebsten vor ein Auto laufen. Doch noch halten zwei Menschen sie davon ab: ihr einziger Freund Kevin, der daran verzweifelt, dass die Welt am Abgrund steht. Und Hubert, sechsundachtzig Jahre alt, ein Bademeister im Ruhestand, der seine Wohnung kaum mehr verlässt, Karotten toastet und auf seine Frau wartet, die vor sieben Jahren verstorben ist. Dreimal wöchentlich verbringt Linda den Nachmittag bei Hubert, um die polnische Pflegerin Ewa zu entlasten, die mit durchaus eigenwilligen Mitteln ihren Beruf ausübt. Feinfühlig und spielerisch begegnet Linda Huberts fortschreitender Demenz und versucht, den alten Bademeister im Leben zu halten. Bis das Schicksal ihre Pläne durchkreuzt …

Petra Pellini erzählt mit Wärme und Humor vom Erwachsenwerden und Vergessen und von einer einzigartigen Freundschaft.

Meine Meinung 

Der Bademeister und das Mädchen 

>>Das Wasser fließt stromabwärts, mühelos, nur wir Menschen plagen uns. << Seite 76

Gleich zu Anfang eine Triggerwarnung. Menschen, die im Moment nicht mit Demenz, Sterben und Trauer umgehen können, sollten das Buch lesen, wenn sie dazu bereit sind. 

Mit Linda hat die Autorin eine Figur geschaffen, die im realen Leben die ideale Altenpflegerin wäre. Das 15 jährige Mädchen hat selbst mit ihren inneren Dämonen zu kämpfen. Stellt sich oft vor, wie sie sich vor ein fahrendes Auto stürzt. Das kann sie jedoch ihrer Mutter und ihrem besten Freund Kevin nicht antun. Vor allem ihren dementen Freund Hubert will sie nicht alleine lassen. Der alte Herr ist ihr Nachbar. Der Bademeister ohne Himmel berührt das empathische Mädchen sehr. Sie entwickelt eine innige Beziehung zu dem 86 jährigen Mann, bei dem nie ein Kind ertrunken ist. Spielt in seinem Wohnzimmer mit ihm Schwimmerin und Bademeister. Stellt ihm meistens die richtigen Fragen zu seinem früheren Leben. 

Du bist der Bademeister, ich bin der Fragemeister. Seite 304

Meine Gefühle beim Lesen

Dieses Buch hat mich unheimlich berührt. Die fiktive Geschichte passiert im wirklichen Leben leider viel zu oft. Sie zeigt, dass auch ein Mensch ohne Ausbildung in der Altenpflege, sich wunderbar einbringen kann. Linda hat intuitiv fast alles richtig gemacht. Ich habe sie um ihren Einfallsreichtum, mit dem sie den dementen Hubert erreichen konnte, sehr bewundert. 

Die polnische Pflegerin Ewa hätte wohl jeder pflegebedürftige Mensch gerne an seiner Seite. Zusammen mit Linda hat sie Hubert ein menschenwürdiges Dasein in den eigenen vier Wänden ermöglicht. Die tiefgläubige Ewa liebt Menschen. Und ganz ehrlich: Ich liebe Ewa. Ihre Herzlichkeit hat  hat mich mitten ins Herz getroffen. Ein Lächeln hat mir ihre putzige deutsche Aussprache entlockt. Verstehen konnte ich sie immer. 

Huberts Tochter ist sehr verzweifelt. Es kristallisiert sich klar heraus, dass Angehörige sehr schwer unter der Demenz eines Familienmitgliedes zu leiden haben. 

Das Buch verschont die Leserschaft nicht. Auf einen Weichzeichner wartet man vergeblich. Dennoch strömt einem beim Lesen so viel Wärme entgegen. Lindas Gedankengänge haben mich zum Lachen gebracht und damit das Geschehen etwas aufgelockert. Ihre tiefe Verbundenheit zu Hubert ging mir unter die Haut. 


Fazit

Traut Euch an das Buch heran. Lachen und Weinen gehören zum Leben. 
Wie hilfreich ein Hund bei der Begleitung von dementen Menschen sein kann, erlebt man bei Hubert. 

Linda und Ewa werde ich niemals vergessen. Auch alle anderen Protagonisten konnten mich erreichen. 

Für das Ende empfehle ich Taschentücher bereitzuhalten. Es passiert ein Unglück, mit dem ich wirklich nicht gerechnet habe. 

Danke Petra Pellini. Besser geht es nicht!

Petra Pellini

Petra Pellini, geboren 1970 in Vorarlberg, lebt und arbeitet in Bregenz. Sie war lange in der Pflege demenzkranker Menschen tätig. Für einen Auszug aus ihrem Roman «Der Bademeister ohne Himmel» wurde sie 2021 mit dem Vorarlberger Literaturpreis ausgezeichnet.







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