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München, 1965. Die 17-jährige Anna hat sich in ihrer Familie schon immer fremd gefühlt. Mit ihren dunklen Locken sticht sie buchstäblich wie das schwarze Schaf der Sonnlechners hervor. Und während ihre Eltern und ihre Schwester das unaufgeregte bürgerliche Leben genießen und den familieneigenen Friseursalon mit Eifer betreiben, sehnt sie sich nach Freiheit und Abenteuer. Vor allem das Malen – das Spiel mit unzähligen Farben und Formen – hilft ihr dabei, ihren Träumen Ausdruck zu verleihen. Als Anna eines Tages auf einen alten Brief stößt, in dem von einem Findelkind die Rede ist, wird sie stutzig: Könnte sie dieses Kind sein? Sie begibt sich auf die Suche nach ihren wahren Wurzeln – und findet dabei nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu ihrer großen Liebe …
Weitere historische Romane von Lilli Beck bei Blanvalet:
Glück und Glas
Wie der Wind und das Meer
Mehr als tausend Worte
Wenn die Hoffnung erwacht
Meine Meinung:
Tolle Familiengeschichte um ein Findelkind
Der Prolog hat mir ein paar Tränen entlockt. Es ist Winter und sehr kalt. Eine verzweifelte junge Frau stellt einen ärmlichen Weidenkorb, mit einem Baby darin, vor dem Friseursalon Sonnlechner ab. Klopft und versteckt sich in einer Ruine gegenüber. Beobachtet wie ihr kleines Mädchen von dem Ehepaar entdeckt wird ....
Das ist nicht mein erster historischer Roman von Lilli Beck. *Die Farben unserer Träume* spielt in München der 60er. Die Auswirkungen des 2. Weltkrieges sind noch zu spüren. Die etwas ältere Generation hält noch an alten Werten fest. Nach diesen Werten möchten die Sonnlechners auch ihre beiden Töchter erziehen. Beide lernen das Friseurhandwerk. Während die ein Jahr jüngere Tochter Elsie mit Leib und Seele im Friseursalon arbeitet, kann Anna es gar nicht erwarten, bis sie 18 Jahre alt ist. Sie ist künstlerisch veranlagt. Ihre Familie nimmt ihr *Hobby* nicht ernst. Überhaupt ist Anna total anders. Die natürliche junge Frau fühlt sich vor einer Leinwand mit Farben und Pinsel wohl. Motzt sich nicht so gerne auf wie ihre Schwester. Kann dem Friseurhandwerk einfach nichts abgewinnen.
Wie der Klappentext schon verrät, geht es in der Geschichte um ein Findelkind. Von Anfang ist klar, dass es sich um Anna handelt. Die Autorin hat das Thema Adoption sehr gut transportiert. Ich kenne eine Frau, die adoptiert worden ist. Auch sie wusste lange nicht, dass sie nicht bei ihren leiblichen Eltern aufgewachsen ist, und hat es, (wie Anna,) durch Zufall entdeckt. Aus vielen Gesprächen damals kann ich sagen, die Beschreibungen im Buch sind identisch. Der Spagat zwischen Handwerk und Kunst ist absolut gelungen. Die Kluft zwischen Jung und Alt ist gut eingefangen. Ich liebe die Geschichten von Lilli Beck. Ein Stück weit habe ich diese Zeit selbst miterlebt. Besonders gut hat mir der Mix aus Liebesgeschichte, Gemäldemalerei und Friseurhandwerk gefallen. Ich habe mich wieder an eine Zeit erinnert, bei der es noch keine Friseur ketten gab. Mich daran erinnert, wie besonders früher ein Besuch im Friseursalon war. Die Künstlerszene in Schwabing hatte ich bildlich vor Augen. Ist es doch auch der Ort, bei dem Anna ihren Seelenverwandten gefunden hat. Annas Werdegang fand ich total spannend. Sie hat für ihren Lebenstraum und große Liebe gebrannt. Starke Entbehrungen akzeptiert und das Beste daraus gemacht.
Fazit:
Diese spannende Geschichte behandelt wichtige Themen. Eine Adaption und die damit verbundenen Probleme. Die Flower Power Zeit in all ihren Facetten kommt gut rüber. Schlaghose, lange Haare gegen Anzug und gepflegten Kurzhaarschnitt war auch Thema in meiner Jugend. Mini oder Maxi hat die Gemüter gespalten.
Ich war wieder mal gerne in München. Konnte in ein paar Erinnerungen schwelgen. Einziger Kritikpunkt für mich ist das Ende. Das hat überhaupt nicht zu Anna gepasst.
Herzlichen Dank Lilli Beck. Ich hatte wunderschöne Lesestunden.
Lilli Beck wurde in Weiden/Oberpfalz geboren. Nach der Schulzeit begann sie in einer Autowerkstatt eine Ausbildung zur Großhandelskauffrau. 1968 zog sie nach München, wo sie von einer Modelagentin in der damaligen In-Disko Blow up entdeckt wurde. Erste Fotos in Paris. Anschließend arbeitete sie zehn Jahre lang für Zeitschriften wie Brigitte, Burda-Moden und TWEN. Sie war Pirelli-Kühlerfigur und Covergirl auf der LP Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz von Marius Müller-Westernhagen. Nach der Geburt ihrer Tochter wechselte sie hinter die Kamera als Visagistin. Zwischendurch absolvierte sie ein Schauspielstudium, war Cutter-Assistentin, bekam erste TV- und Filmrollen und begann zu schreiben. Lilli Beck lebt in München.
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