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Verlagsinfo: Die
Hoffnung der Chani Kaufman
Aus dem Englischen
von Kathrin Bielfeldt
Chani hat es
geschafft. Sie hat den Mann geheiratet, den sie sich ausgesucht hat –
nicht selbstverständlich, wenn man in einer jüdisch-orthodoxen
Gemeinde lebt. Und was nun? ›Seid fruchtbar und mehret euch‹,
natürlich, aber genau das funktioniert eben nicht. Chani ist
verzweifelt, denn ihr Mann Baruch kann sie verstoßen, wenn sie ihm
keine Nachkommen schenkt. Und wer wäre sie dann noch unter
ihresgleichen? Zwischen Rabbi, Fruchtbarkeitsklinik und ihrer
Schwiegermutter muss Chani ›HaSchem‹ ein Schnippchen schlagen.
Meine
Meinung:
Seid fruchtbar und mehret Euch
Ich habe mit dem
e-Book begonnen und bin an der Geschichte förmlich geklebt.
Unfassbar, dass es so was in der heutigen Zeit noch gibt. Das
orthodoxe Judentum gewährt einer Frau keinerlei Freiheiten. Eine
Frau ist wertlos, wenn sie ihrem Mann kein Kind gebären kann.
Eigentlich wäre ihr
Leben in Jerusalem sehr harmonisch. Chani arbeitet Teilzeit
in einem Blumenladen, was ihr sehr viel Freude bereitet. Baruch
besucht eine Schule um Rabbi zu werden. Jedoch versucht das junge
Ehepaar erfolglos ein Kind zu zeugen.In ihrer Not wenden sie sich an
Baruchs Eltern.Diese bezahlen die Behandlung in einer Kinderwunsch
Klinik. Dort stellt man fest, woran die Kinderlosigkeit liegt.
Ich konnte es nicht
fassen. Der Grund für die Kinderlosigkeit wäre so einfach zu
beheben gewesen. Die orthodox-jüdischen Gesetze lassen aber
diese einfache Lösung nicht zu. Fällt doch der Eisprung von Chani
ausgerechnet in den Zeitraum, wo sie noch nicht die Monatsblutung
komplett beendet hat. Sie gilt noch als *unrein!* Das Unwissen von
Chani, was eine Schwangerschaft betrifft, empfand ich eigentlich als
traurig. Dennoch musste ich bei einer Szene schmunzeln. Anfang des
20. Jahrhunderts hätte ich diese Unwissenheit verstanden.
Chani kommt
(verständlicherweise) sehr verhuscht rüber. Sie beneidet jede
schwangere Frau. Hat Angst, wenn sie kein Kind bekommt, dass ihr Mann
sie verstösst, um mit einer anderen Frau Kinder zu bekommen.
Deswegen habe ich mich gefreut, wie Chani letztendlich mit der
Situation umgegangen ist.
Ich durfte hinter
die Kulissen von jüdisch-orthodoxen Ehen schauen. Was mit einer Frau
passiert, die aus so einer Beziehung ausbrechen möchte, ist der pure
Wahnsinn. Sie dürfen ihre Kinder nicht mehr sehen. Sie werden
oftmals von ihren eigenen Kindern und Freunden nicht mehr akzeptiert.
Auch vor Gewalttaten schreckt man nicht zurück. In dieser Geschichte
habe ich richtige Kämpferinnen kennengelernt.
Das ganze Drama
spielt sich in London und Tel Aviv ab und wird aus der Sicht von
verschiedenen Personen erzählt. Nicht nur Frauen hadern mit ihrem
Glauben.
Dennoch lernt man
auch eine gute Gemeinschaft kennen. Ein Zueinanderhalten, das einem
das Gefühl gibt nie alleine dazustehen. Genau dieses Getragen
werden, macht es Frauen und Männern so schwer, dem orthodoxen
Glauben den Rücken zu kehren. Der Gedanke, wer bin ich ohne Euch,
lässt viele einfach wie gewohnt weiter machen.
Besonders Frauen
haben Probleme, da sie meist keine berufliche Ausbildung haben.
Selten sind sie genügend vorbereitet auf eigenen Füßen zu stehen.
Koscheres Essen ist auf einmal nicht mehr so leicht zu bekommen. Aber
das sind genau die Dinge, die jedem orthodoxen Juden in Fleisch und Blut
übergegangen sind.
Fazit:
Der bildliche
Schreibstil hat mein Kopfkino auf Hochtouren arbeiten lassen. Das
Setting spiegelt London und Tel Aviv wider. Ich hatte wirklich das
Gefühl, durch die Jaffa Road zu spazieren.
Ich habe dieses
e-Book als Rezensionsexemplar erhalten. Es handelt sich um den 2.
Teil dieser spannenden Geschichte. *Die Hochzeit der Chani Kaufmann*
thront nun auch auf meinem Reader und wird in Kürze gelesen.
Danke Eve Harris.
Ich hatte tolle Lesestunden.
Eve Harris
Eve Harris, geboren
1973 in London, Tochter polnisch-israelischer Eltern, arbeitete zwölf
Jahre als Lehrerin, darunter an katholischen und jüdisch-orthodoxen
Mädchenschulen in London und Tel Aviv. ›Die Hochzeit der Chani
Kaufman‹ schaffte es auf die Longlist des renommierten Man Booker
Prize. Eve Harris lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in London.