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Foto: @Gisela Simak
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Verlagsinfo: Übersetzt von Wibke Kuhn
ALLE LIEBEN AGNETA
Bonjour Agneta
Agneta reicht es.
Sie ist 49 und fühlt sich, als ob das Leben an ihr vorbeizieht. Ihre
Kinder melden sich nur, wenn sie Geld brauchen, für die Kollegen ist
sie unsichtbar und ihren Mann Magnus sieht sie neuerdings nur noch in
Radlershorts oder Neoprenanzug. Weißbrot, Käse, Wein –
strengstens VERBOTEN. Also alles, was Agneta liebt – und seit
Neuestem hinter dem Kühlschrank versteckt. Als sie eines Tages eine
seltsame Zeitungsanzeige entdeckt, fasst sie einen Entschluss. Kurz
darauf findet Agneta sich in einem malerischen Städtchen in der
Provence wieder. Es beginnt ein Abenteuer, in dem sie endlich die
Liebe zu sich selbst entdeckt – und vielleicht auch die zu einem
anderen Mann.
Meine
Meinung:
Unheimlich
charmant und herzerwärmend.
Alle lieben Agneta.
Das stimmt wirklich. Ich habe sie auch total liebgewonnen. Das liegt
mit Sicherheit nicht daran, dass Agneta perfekt ist. Vielmehr erzählt
eine perfekt unperfekte Frau ihre Geschichte. Eine die mit jedem gut
auskommt, aber nicht wahrgenommen wird. Die einen perfekten Mann hat,
der noch nie die Frau in ihr gesehen hat, die sie wirklich ist. Der
exzessiv Sport betreibt und auf alle Freuden des Lebens verzichtet.
Hähnchen nur ohne Haut isst. Für sich und Agneta beschlossen hat,
keinen Rotwein und Käse mehr zu genießen. Butter sowieso nicht
mehr. Die beiden Kinder sind flügge geworden und melden sich nur
noch per SMS.
Was macht man, wenn
man den perfekten Ehemann nur noch in Radlerhosen und Neoprenanzug zu
Gesicht bekommt? Die kleinen Freuden des Lebens nur noch heimlich und
alleine genießen kann? Ganz einfach. Agneta entdeckt eine seltsame
Zeitungsanzeige. Ein Aupair Mädchen wird für einen Jungen gesucht,
der total hilflos dem Leben gegenüber steht. Das in einem
malerischen Örtchen in der Provence. Agneta kann es selbst kaum
fassen, als sie sich selbst mit einem kleinen Köfferchen bewaffnet
genau in diesem Ort wieder findet. Als Aupair Mädchen mit 49!
Diese Geschichte ist
Balsam für die Seele. Die Herzlichkeit, die die Menschen in
der Provence Agneta entgegen bringen, lässt selbst eine so
unscheinbare Frau, (die mit sich selbst in der dritten Person
spricht,) zu sich selbst finden. Dabei spielt es gar keine Rolle, (ab
einem bestimmten Zeitpunkt,) dass es sich nicht um einen Jungen
handelt, sondern um den 80jährigen dementen Einar. Ich habe die Zeit
in der Provence sehr genossen. Mich für Agneta gefreut. Endlich
durfte sie sie selbst sein. Fettige, leckere Speisen genießen und
Wein trinken. Sich mit Lavendelöl einreiben und ausgefallene
Unterwäsche tragen. Obwohl sie kein französisch spricht und
versteht, wurde sie von den herzlichen Menschen verstanden. Google
war dabei sehr hilfreich. Besonders viel Spaß hat es gemacht, ihrer
Freundschaft mit dem dementen Einar beim Wachsen zuzusehen. Mit ihm
in dem großen Kloster zu leben, welches er einst mit seiner großen
Liebe dem Künstler Aman nach eigenen Wünschen restauriert hatte.
Seine Lebensgeschichten sind für Agneta manchmal mehr als peinlich.
Dennoch ist die sonnige Art von Einar gut für ihre Selbstfindung.
Egal ob der Barbesitzer ein paar Häuser weiter oder die Nachbarin
gegenüber. Jeder gibt ihr das Gefühl, Mitglied in einer
außergewöhnlichen Familie zu sein. Vor allem entdeckt Agneta die
verschiedenen Arten der Libidio für sich neu!
Die Lebensgeschichte
von Einar mutet sehr traurig an. Dennoch sieht er das Gute, was das
Leben zu bieten hat. Das Thema Demenz nimmt einen großen Raum ein,
ohne dabei nur traurig daher zu kommen. Sich mit seinen eigenen
Schwächen selbst zu lieben, ist das wertvollste, das Agneta von
Einar vermittelt bekommt.
Einar hat seit
Jahrzehnten einen Herzenswunsch. Dieser ist ein besonderer
Bestandteil in dieser Geschichte. Ich habe es dem unkonventionellen
alten Mann so sehr gewünscht, dass er in Erfüllung geht. Die
Geschichte behandelt sehr wichtige Themen. Eine toxische Beziehung
und die Problematik in den 60ern mit gleichgeschlechtlicher Liebe.
Das Ganze mit sehr viel Humor und Herzenswärme. Der bildhafte
Schreibstil enthält sehr viel Wortwitz. Alle Personen kommen absolut
authentisch rüber. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, in Frankreich
zu sein. Bin durch den Wochenmarkt geschlendert, mit seinen vielen
Leckereien. Das Kloster ist gewöhnungsbedürftig, aber am Ende
mag man es gar nicht mehr verlassen.
Fazit:
Ich weiß noch
nicht, was das Jahr 2024 mir noch an Büchern bringt. *Bonjour
Agneta* hat jedoch sehr gute Chancen, mein absolutes Highlight 2024
zu werden.
Das Ende war für
mich einfach nur richtig. Ich wüsste gerne, wie es mit Agneta und
Einar weiter geht. Dieser Wunsch wird erfüllt. Die Autorin arbeitet
an einer Fortsetzung.
Danke Emma Hamberg.
Ich freue mich auf einen weiteren Besuch in der Provence.
AUTOR*INNENPORTRÄT
Emma Hamberg
In Schweden ist Emma
Hamberg eine gefeierte Bestseller-Autorin. Zudem verfasst sie
Drehbücher für Film und Fernsehen und arbeitet als Illustratorin.
Emma Hamberg lebt mit ihrer Familie in Schweden und schreibt bereits
an der Fortsetzung zu ›Bonjour Agneta‹.