Um was gehts?
Eine
ebenso mutige wie sehr persönliche Erzählung, ein literarisches
Spiel an der Grenze zwischen Bühnenfigur und Autor.
Ferdinand von Schirachs neues Buch
»Regen« ist eine Erzählung in Form eines Theatermonologs, den
Ferdinand von Schirach ab Herbst 2023 im Rahmen einer großen
Premierentournee auf zahlreichen deutschen Bühnen selbst sprechen
und aufführen wird: Ein Mann kommt durchnässt aus dem Regen in eine
Bar – auf die Bühne – und denkt über Verbrechen und Strafen
nach, über das Großartige und das Schreckliche unserer Zeit, über
die Würde des Menschen, die Einsamkeit, die Liebe, den Verlust und
das Scheitern.
»Selbstverständlich ist auch dieses
Buch wieder brillant. Von Bildung und vielen klugen Diagnosen
bereichernd durchsetzt.«
Meine
Meinung:
Ein
Fest der Sinne
Dieses Büchlein hat mich keineswegs im
Regen stehen lassen. Vielmehr habe ich den Regen durchs Fenster
beobachtet. Gemütlich auf dem Sofa den Worten von Ferdinand von
Schirach gelauscht. Nein, ich habe (noch) nicht das Hörbuch,
vielmehr die Printausgabe genossen. Da ich den Autor jedoch schon des
öfteren im Fernsehen erleben durfte, hatte ich stets seine Stimme im
Ohr.
Schöffe wider Willen! Und dann auch
noch irgendwie erfolglos. Auf den ersten Blick zumindest. Auf den
zweiten Blick erweist sich dieser Misserfolg als großes Glück. Wir
Leser dürfen die Gedankengänge von einem einsamen Mann miterleben.
Dies in einer Bar, in die er wegen Regenwetter geflüchtet ist. Ein
Autor, der seit vielen Jahren eine Schreib Blockade hat. Der seine
große Liebe verlor. Dabei kommt die Geschichte nicht mal traurig
daher. Ich musste mehr wie einmal schmunzeln. Sehe jetzt Urlaube an
Sandstränden mit ganz anderen Augen. Habe das Gefühl, dieser
Mann genießt das Alleinsein. Nimmt sich selbst nicht so
wichtig. Er geht mit geschärften Sinnen durch die Welt. Dazu muss er
sich nicht anstrengen. Er ist einfach so. Wunderschöne Zitate laden
dazu ein, sie mehrmals zu lesen. Das Büchlein ist klein. Der Inhalt
groß. Das Interview nach der kurzen Geschichte ist von sehr viel
Ehrlichkeit geprägt. Wäre mir Ferdinand von Schirach nicht schon
vorher sympathisch gewesen, dann spätestens nach diesem Interview.
Fazit:
Ein Buch das zum Nachdenken anregt und
in keinem Bücherregal fehlen sollte. Ich werde nun auch das Hörbuch,
von Schirach eingelesen, genießen.
Danke Ferdinand von Schirach.
Ferdinand von Schirach
Der Spiegel nannte Ferdinand von
Schirach einen »großartigen Erzähler«, die New York Times einen
»außergewöhnlichen Stilisten«, der Independent verglich ihn mit
Kafka und Kleist, der Daily Telegraph schrieb, er sei »eine der
markantesten Stimmen der europäischen Literatur«. Seine Bücher
wurden vielfach verfilmt und zu millionenfach verkauften
internationalen Bestsellern. Sie erschienen in mehr als vierzig
Ländern. Die Theaterstücke Terror und Gott zählen zu den
erfolgreichsten Dramen unserer Zeit, und Essaybände wie Die Würde
des Menschen ist antastbar sowie die Gespräche mit Alexander Kluge
Die Herzlichkeit der Vernunft und Trotzdem standen monatelang auf den
deutschen Bestsellerlisten. Ferdinand von Schirach wurde vielfach mit
Literaturpreisen ausgezeichnet. Er lebt in Berlin. Zuletzt erschienen
von ihm u.a. der Essayband Jeder Mensch sowie die Erzählsammlungen
Kaffee und Zigaretten und Nachmittage.