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Mittwoch, 18. September 2024

Ein klarer Tag von Carys Davies

Foto: @Gisela Simak



Um was geht's? Unbezahlte Werbung. Coverrechte Verlag. 


Verlagsinfo: Eine einsame Shetlandinsel. Zwei Männer aus unterschiedlichen Welten. Eine zerbrechliche Freundschaft. Dies ist eines der Bücher, die man unmöglich vergisst.

Es ist ein kalter Sommertag 1843, als John Ferguson nach einer stürmischen Überfahrt die kleine, karge Insel im Nordmeer erreicht. Für einen Monat ist der verarmte Pfarrer von der schottischen Freikirche hierhergeschickt worden, um Ivar, den letzten verbliebenen Bewohner, von der Insel wegzuschaffen. Im Auftrag des Gutsbesitzers soll er den großen, stillen Mann samt seinen wenigen Habseligkeiten mit dem nächsten Schiff nach Aberdeen bringen, von seinem Zuhause verjagen. So wie all die Schafbauern in den Highlands, die im Zuge der »Clearances« bereits alles verloren haben. Trotz moralischer Bedenken hat der idealistische Ferguson diesen Auftrag angenommen. Seine Frau Mary indes befürchtet, dass ihr Mann nicht von dieser Reise zurückkehren könnte. Zu naiv, zu weltfremd, zu gutgläubig ist er. Und tatsächlich stürzt Ferguson schon kurz nach seiner Ankunft von einer Klippe und verletzt sich schwer. Er ist dem Mann ausgeliefert, den er von dem Eiland vertreiben soll. Und dessen Güte Fergusons Gewissen vor eine schwierige Entscheidung stellt.

Meine Meinung:

                           Eine klare Empfehlung

1843
Hier handelt es sich um kein gewöhnliches Buch. Diese fiktive Geschichte beruht auf wahren Ereignissen. Sie hat mich von der ersten Silbe an gefesselt. Eine entlegene Shetlandinsel, auf der der stämmige Ivar ein Leben wie Robinson Crusoe führt. Mit einer blinden Kuh und einem ungewöhnlichen Pferd. Seine Familie hat nach tragischen Ereignissen die Insel verlassen. 

John Ferguson ist ein Pfarrer, der für seine Überzeugungen lebt. Die Entscheidung, sich der Freikirche zuzuwenden, hat ihn und seine Frau Mary verarmen lassen. Nur deswegen nimmt er den Auftrag des Gutsbesitzers an, den letzten Inselbewohner zu vertreiben. Nach einem Missgeschick landet der ernste Pfarrer in dem Cottage von Ivar. Der gutmütige Ivar ahnt nicht, mit wem er es zu tun hat. Er weiß nicht, dass John sein Gepäck im Verwaltungsgebäude der Insel hat. Mit einem Revolver  ...


Ich habe den Regen und Wind auf meiner Haut gespürt. Habe zwei Männer kennengelernt, wie sie nicht verschiedener sein könnten. Die Vergangenheit der Beiden hat mich ihnen näher gebracht. Besonders die Vergangenheit von Mary hat mir mehrere Male ein Grinsen ins Gesicht gezaubert. Wie sie John kennengelernt hat, ist einfach zu köstlich. 

Es hat unheimlich viel Spaß gemacht, der Freundschaft von John und Ivar beim Wachsen zuzusehen. Ivar lehrt John seinen Dialekt zu verstehen. John beteiligt sich immer mehr an den täglichen Arbeiten. Er hat Angst vor Wasser. Noch weiß er nicht, wie er Ivar den wahren Grund für seinen Besuch auf der Insel beibringen soll. Längst steht er nicht mehr hinter seiner Entscheidung. 

Die Autorin hat die Gefühle der Protagonisten sehr gut transportiert. Die Umgebungsbeschreibungen haben mir das Gefühl gegeben, selbst auf der Insel zu sein. Der Alltag dort ist ohne große Abwechslung und dennoch unheimlich spannend. Die Zubereitung der Mahlzeiten, das Anbauen von Getreide und Kartoffeln und die Gespräche mit der blinden Kuh, die Ivar liebevoll von Hand füttert. John, der sich immer mehr mit dem rauen Klima anfreundet und längere Zeit nicht mehr an seine geliebte Frau denkt. Ivar ist glücklich über seinen unfreiwilligen Gast. Merkt, wie gut ihm die Gegenwart eines Menschen  bekommt. 

Ich bin immer noch total gefangen in der Geschichte. Das Ende ist sehr ungewöhnlich. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich davon halten soll. Ich hätte ein anderes Ende erwartet. Ich empfehle, das informative Nachwort zu lesen.

Fazit:


Das raue Klima hat mich beim Lesen frösteln lassen. Dennoch war mir sehr warm ums Herz. Die Geschichte berührt da, wo man berührt werden will. Von mir eine absolute Empfehlung für dieses Meisterwerk. 

Danke Carys Davies. Es war mir ein Fest!

Carys Davies stammt aus Wales und lebt heute - nach vielen Jahren in Chicago und New York - in Edinburgh. Sie wird als »überragendes Erzähltalent« (Colm Tóibín) gefeiert. Bei Luchterhand ist zuvor ihr Roman »WEST« erschienen. Für ihre Romane und Kurzgeschichtensammlungen wurde Carys Davies mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.


Übersetzt von Eva Bonné

Eva Bonné übersetzt Literatur aus dem Englischen, u.a. von Rachel Cusk, Anne Enright, Michael Cunningham und Abdulrazak Gurnah. Sie wurde mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis ausgezeichnet.







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