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Dienstag, 27. Dezember 2022

Café Leben von Jo Leevers


 

Klappentext:

Roman

  • Übersetzt von: Maria Hochsieder

Zwei Frauen, zwei Schicksale – eine bewegende Botschaft

»Café Leben« ist ein außergewöhnlicher Roman über zwei Frauen aus zwei Generationen, die einander ihre Lebensgeschichte erzählen: kraftvoll, eindringlich und voller Hoffnung.

Die 32-jährige Henrietta Lockwood führt in London ein zurückgezogenes Leben mit ihrem Hund Dave. Schon früh hat sie eine Mauer zwischen sich und der Welt errichtet. Das verhilft ihr schließlich zu einem besonderen Job im Hospiz, bei dem man besser nicht ständig in Tränen ausbricht: Henrietta soll todkranken Menschen dabei helfen, die Geschichte ihres Lebens für die Nachwelt aufzuschreiben.

Schon bei den ersten Gesprächen mit ihrer Klientin Annie merkt Henrietta, dass die 66-jährige Krebspatientin schlimmen Erinnerungen ausweicht. Ohne die wird ihre Geschichte jedoch nie vollständig sein, und das kann Henrietta nicht hinnehmen. Sie versucht auf eigene Faust herauszufinden, was Annies Schwester vor 46 Jahren zugestoßen ist.

Doch um Annie dazu zu bringen, alle Puzzleteile offenzulegen, muss Henrietta etwas tun, was sie noch nie zuvor getan hat: ihre eigene Geschichte erzählen.

Ergreifend, ohne rührselig zu werden, schreibt die britische Autorin Jo Leevers über Leben und Tod, über das Erinnern und das Erzählen, das die Macht hat, alte Wunden zu heilen. Ein besonderer Roman, der noch lange nachhallt. Unbezahlte Werbung. Coverrechte: Droemer Knaur Verlag

Meine Meinung:

Ein Café mit Herz in London 

Wenn Familienangehörige gestorben sind, denkt man eigentlich diese Menschen gekannt zu haben. Es werden Testamente verlesen. Meist beinhalten sie kein persönliches Wort für die Hinterbliebenen. Bleibt keine Zeit sich zu verabschieden (Unfalltod usw.) können noch nicht mal letzte Gespräche stattfinden. Wäre doch eigentlich eine ganz feine Sache, wenn man seine eigene Geschichte für die Nachkommen hinterlassen würde.

Die 32-jährige Henrietta Lockwood übt einen sehr wertvollen Beruf für das Hospiz aus. Sie schreibt Lebensbücher für schwerkranke Menschen, deren Ende absehbar ist. Henrietta ist eine einsame Frau. Privat pflegt sie keinerlei Sozialkontakte. Einzig ihr übelriechender Hund Dave leistet ihr Gesellschaft. Sie ist die Richtige für den Job im Café Leben. Hat ihre Emotionen im Griff und kein übertriebenes Mitleid für die kranken Menschen. Das gefällt der 66-jährigen Annie. Ihr geht das mitfühlende Getue schon lange auf den Geist. Annie trägt flippige Klamotten und will endlich aus ihrem Leben erzählen. Nicht chronologisch. Lieber wie es ihr gerade durch den Kopf geht. Das irritiert Henrietta und bringt sie total aus dem Konzept. Dennoch kommen sich die biedere junge Frau und die schwerkranke alte Dame immer näher.

Wir erfahren abwechselnd aus der Sicht von Henrietta und Annie was es heißt, mit bösen Geistern zu leben.Traumatisiert durchs Leben zu gehen, obwohl es leicht zu verhindern gewesen wäre. Die zwei Frauen sind sehr gegensätzlich. Ich lehne mich da jetzt mal ganz weit aus dem Fenster. Annie war als junge Frau auch sehr verschlossen und unglücklich. Vor 46 Jahren hatte sich ihre Schwester das Leben genommen. Sie wurde nie gefunden. Auch Henrietta hat als 9jährige ihre kleinen Bruder verloren. Beide haben einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Beide fühlen sich schuldig. Beide sind anders als andere. So gegensätzlich sind sie also nicht. Annie hat auf Grund ihres Alters und ihrer Krankheit viel mehr Gelassenheit.

Mir ist diese Geschichte sehr nahe gegangen. Eine krebskranke Frau, die nur noch palliativ behandelt werden kann, rettet eine junge Frau aus ihrer Einsamkeit. Henrietta erzählt Annie etwas aus ihrem Leben, das sie noch nie jemandem erzählt hat. Sie hofft, dass sich Annie nun wirklich alles von der Seele reden wird. Sie fühlt dass mit dem Tod von Annies Schwester etwas nicht stimmt. Es gibt eine Deadline für das Projekt Lebensbuch. Annie hat genau sieben Samstage um ihre Geschichte zu erzählen. Henrietta macht etwas, das sie noch nie gemacht hat. Sie mischt sich in die Angelegenheit eines anderen Menschen ein. Sie geht auf Reisen weil sie wissen möchte was damals mit Annies Schwester passiert ist. Ich fand das total spannend. Für mich enthält diese Story Krimi Elemente. Ich habe gerätselt was vor vielen Jahren wirklich passiert ist. Jedes Mal wenn Annie in das Café kam war ich gespannt, was sie erzählen wird. Die herzliche Atmosphäre im Café Leben hat Henrietta sehr gut getan. Sie hat manchmal ein Gefühl der Zugehörigkeit. So etwas kennt sie als Einzelgängerin nicht. Als gescheiterte Bibliothekarin möchte sie nun alles richtig machen. Als Annie an einem Samstag nicht ins Café kommt, macht Henrietta wieder etwas, was sie früher nie gemacht hätte. Sie besucht Annie. Das ist der Beginn einer großen Freundschaft.

Fazit:

Diese wunderbare Geschichte ist sehr emotional, kommt jedoch nicht kitschig daher. Sie berührt das Herz und regt zum Nachdenken an. Es ist nie zu spät für die Wahrheit. Es ist nie zu spät für wahre Freundschaft. Denn gerade in der größten Not brauchen wir alle eine Henrietta und Annie.

Von mir eine absolute Empfehlung. Für mich ist dieses Buch ein Highlight.

Danke Jo Leevers. Ein tolles Debüt!

Jo Leevers

Jo Leevers, geboren und aufgewachsen in London, schreibt für zahlreiche Magazine, u.a. für The GuardianThe ObserverThe TelegraphWorld Of Interiors und Living. Ihr Spezialgebiet ist Interior Design. Sie hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann und der Hündin Lottie in Kent. Café Leben ist ihr Debütroman.

 

 

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