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Sonntag, 25. Juni 2023

Young Mungo von Douglas Stuart

Foto: @Gisela Simak

Der Bookerpreisträger Douglas Stuart erzählt von der Liebe zweier Jungen in einer von Gewalt geprägten homophoben Welt. „Ein Meilenstein des Sozialrealismus im jungen 21. Jahrhundert.“ (Christian Baron, Der Freitag)

Für die hypermaskuline Welt der Arbeiterviertel im Glasgow der 90er Jahre ist Mungo zu hübsch und zu sanft. Sein Bruder Hamish, gefürchteter Bandenführer, will ihn zum Mann machen und schleift ihn zu den brutalen Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken – nur wer hart genug ist, kann hier überleben. Dann trifft Mungo auf James und mit ihm kann er sein, wie er ist. Mit ihm lernt er ein Begehren kennen, das geächtet ist, das ihn mit Scham erfüllt, aber auch mit Glück, das er selbst vor seiner Schwester Jodie verleugnen muss, mit der er sonst alles teilt. Denn die Liebe, die zwischen den Jungen wächst, ist lebensgefährlich – und zugleich ihre Rettung.
Ein großartiger Roman über Liebe in einer von Gewalt geprägten homophoben Welt und die Verheißung von Aufbruch und Befreiung. Unbezahlte Werbung. Coverrechte: Verlag

Meine Meinung:

Für dieses Buch braucht man starke Nerven

Ich muss gestehen, dass mich dieses Cover Anfangs total abgeschreckt hatte. Nein, es liegt nicht daran, dass sich zwei Jungs küssen. Vielmehr die Normalität. Kein Weichzeichner. Kein gesteyltes Liebespaar, wie man es aus Filmen und anderen Buchcovern kennt. Da hab ich ziemlich oberflächlich geurteilt. Nun, nachdem ich das Buch gelesen habe, finde ich das Bild total passend.

Mit Mungo hat Stuart einen Charakter geschaffen, der einem von der ersten Silbe an ans Herz geht. Sein zartes und liebevolles Wesen ist in den dem harten Arbeiterviertel in Glasgow total deplatziert. Hier herrscht rohe Gewalt. Sein Bruder Hamish führt Bandenkriege gegen die Katholiken. Mango will das nicht. Doch wenn er nicht mitmacht, nimmt ihn sein Bruder in den Schwitzkasten.

Seine Schwester Jodie versucht ihm die Mutter zu ersetzen. Sie kommt jedoch in Situationen, die der ihrer Mutter nicht unähnlich sind.

Die Mutter kann man als solche eigentlich nicht bezeichnen. Sie schert sich um ihre Kinder einen feuchten Dreck. Spricht dem Alkohol stark zu und verschwindet oftmals für längere Zeit. Dennoch liebt Mungo sie abgöttisch. Jede noch so kleine Zärtlichkeit von ihr saugt er auf wie ein Schwamm.

Was dieses Buch mit mir gemacht hat, habe ich lange nicht mehr erlebt. Es gab eine Stelle, da habe ich das Buch zur Seite geschmissen, weil ich nicht mehr weiter lesen konnte. Hatte Angst, was da jetzt passieren wird. Über Mungos Mutter will und kann ich kein gutes Urteil fällen. Was sie mit dem Jungen gemacht hat, kann man auch durch ihre eigene verzweifelte Situation nicht entschuldigen. Sie hat ihm die schlimmsten Erlebnisse beschert, die sich kaum ein Mensch vorstellen kann. Ich habe oftmals großen Ekel verspürt. Mungos Erlebnisse an einem See könnten einem Horrorfilm entsprungen sein. Dabei sollten Zelten und Angeln eigentlich Spaß machen.

Da lernt Mungo einen Seelenverwandten in der Nachbarschaft kennen und lieben. Doch im Glasgow der 90er muss er sein Glück geheim halten. Gücklich verliebt sein ist ihm ebenso wenig vergönnt, wie ein normales Familienleben. Seine erste zarte Liebe zu James hilft ihm, seine eigenen Neigungen zu akzeptieren. Aber was bringt das schon, wenn es sonst keiner verstehen will. Wenn seine große Liebe James nun auch in Gefahr lebt und Mungo Dinge tun muss, nur um ihn zu schützen. Dinge, die der Katholik James nicht nachvollziehen kann. 

Fazit:

Der Schreibstil ist absolut magisch. Unterstrichen wird er noch durch den Glasweger Slang. Die Geschichte um den protestantischen Mungo wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Das Setting spiegelt die Armut im Glasgower Arbeiterviertel wider. Alle Personen kommen absolut authentisch rüber. Auch die Nebenfiguren wissen zu überzeugen. Von mir eine absolute Empfehlung. Bringt beim Lesen bitte starke Nerven mit. 

Herzlichen Dank  Douglas Stuart

Douglas Stuart

Douglas Stuart, geboren und aufgewachsen in Glasgow, studierte am Royal College of Art in London. Nach seinem Abschluss zog er nach New York, wo er als Modedesigner arbeitete. Für seinen ersten Roman, Shuggie Bain, der in 40 Ländern erschien und zum Weltbestseller wurde, erhielt er den Booker Preis 2020. Young Mungo (2023) ist sein zweiter Roman.







 


 

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