Meine Blog-Liste

Donnerstag, 10. Oktober 2024

Love Letters to a Serial Killer von Tasha Coryell

Foto: Gisela Simak


Um was geht's? Unbezahlte Werbung. Coverrechte Verlag. 


Klappentext: VERLIEBT IN EINEN SERIENKILLER

Love Letters to a Serial Killer

Genervt davon, ihre Freundinnen mit deren Ehemännern und Kindern in die Vororte verschwinden zu sehen, findet Hannah in einem Internet-Forum für True-Crime eine aufregende neue Beschäftigung. Die Community hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Morde an vier Frauen aufzuklären, die in einer Schlucht außerhalb von Atlanta abgelegt wurden. Als ein gutaussehender Anwalt namens William wegen der Morde verhaftet wird und sich die Beweise für seine Schuld ebenso schnell häufen wie die Leichen, beginnt Hannah, ihm Briefe zu schreiben: Vor Wut, aber auch, weil eine seltsame Faszination von ihm ausgeht. Und plötzlich schreibt William zurück …

Meine Meinung 

                                         Bitte töte mich nicht

Hannah ist eine junge Frau, die sich gerne im Internet-Forum für True-Crime, mit anderen über Straftäter austauscht. Dort hat hat man sich entschlossen, die  brutalen Morde des Serienkillers William aufzuklären. Der attraktive Anwalt soll für vier Frauenmorde verantwortlich sein. Das schreckt Hannah jedoch nicht ab. Sie beginnt William Briefe zu schreiben. Bekommt nun regelmäßig Briefe aus dem Gefängnis  ...

Hannah verfolgt im Gerichtssaal die Gerichtsverhandlung gegen William.

Hannah ist mir irgendwie suspekt. Sie scheint ein Leben zu leben, ohne eigene Motivationen. Neid bestimmt ihr Dasein. Sie kann sich nicht für die beste Freundin freuen. Gönnt ihr nicht, dass diese einen Mann fürs Leben gefunden hat. Sie spricht das, wovon sie denkt, dass andere es hören wollen. Vertritt keine eigene Meinung. Ihren Arbeitsplatz, in einer gemeinnützigen Organisation, verliert sie. Ständig beschäftigt sie sich mit privaten Dingen. Bringt keinerlei Leistung mehr. Ihre Gedanken kreisen nurmehr um William.

Hybristophilie ist ein Thema, das ich wohl nie verstehen werde. Niemals könnte ich mir vorstellen, romantische Gefühle für einen Serienkiller zu entwickeln. Hannah konnte ich zu keinem Zeitpunkt verstehen. Sie ist sehr für Komplimente empfänglich. Hinterfragt niemals deren Aufrichtigkeit. Begehrt immer das, was andere haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie es wirklich mag.  

Ich wurde aus Hannah einfach nicht schlau. Sie wusste genau um ihr falsches Handeln in sämtlichen Lebensbereichen. Ihre Oberflächlichkeit ließ mich stellenweise ratlos zurück. Sie bezog jede Niederlage auf ihr Äußeres.  Fühlte sich nicht schön genug. Ihre Klamotten befand sie als zu billig. Nahm auch bei anderen stets Frisur und Klamotten in Augenschein. 

(Bei der Staatsanwältin sah man die Ansätze, und es tröstete mich ein bisschen, dass sie nicht naturblond war.)  Seite 207

Nie bemerkte sie den Gemütszustand von anderen Menschen, was jedoch ihrer eigenen Einsamkeit geschuldet sein könnte. War nur mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten beschäftigt, ohne jedoch irgendetwas daran zu ändern. Neben ihren Gedanken bleibt kaum Platz für irgendwas oder irgendjemand anderes. 

Ich war mir nie sicher, ob Hannah wirklich in William verliebt ist oder ob sie nur der Nervenkitzel reizt, Liebesbriefe mit einem Serienkiller auszutauschen. Ich fand den Briefaustausch mit William sehr spannend. Aber auch beim Schreiben und lesen schweiften Hannahs Gedanken immer wieder ab. 

Es sind jedoch Hannahs Defizite, die dem Buch eine besondere Note verleihen. Die Liebe zu einem Serienkiller ist ein interessantes Thema, das mir sehr gut gefallen hat. Der flüssige Schreibstil, aus Hannahs Sicht erzählt, geht wie Sahne runter. Man weiß Sahne macht dick, aber ist richtig süchtig danach. Obwohl Hannah meistens falsch agiert, ist sie ein grundehrlicher Mensch. Selbst peinliche Fragen beantwortet sie stets ehrlich. Belogen hat sie grundsätzlich nur sich selbst. Ich habe mich gefragt, ob in ihrem Elternhaus irgend etwas schief gelaufen sein könnte. Da Hannahs Eltern nur einen kleinen Raum in der Geschichte einnehmen, konnte ich mir darüber keine Meinung bilden.

Auf sämtliche Fragen bekam ich erst auf den letzten Seiten eine Antwort.

Fazit 

Dies ist die Geschichte einer naiven Frau, die ihre Liebe zu einem Serienkiller entdeckt. Ihn ganz nett bittet, sie nicht zu töten. Ob er ihr den Wunsch erfüllt, müsst Ihr selbst herausfinden. 

Von mir eine Empfehlung an alle Leser, die sich auf diesen Thriller einlassen möchten, der so ganz anders daher kommt.

Herzlichen Dank Tasha Coryell. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt. 


 AUTOR*INNENPORTRÄT

Tasha Coryell

Tasha Coryell unterrichtet Englisch an der University of Alabama, wo sie einen MFA in kreativem Schreiben hat und in Komposition und Rhetorik promoviert. Ihre Geschichten, Essays und Gedichte wurden in einer Vielzahl von Zeitschriften veröffentlicht. ›Love Letters to a Serial Killer‹ ist ihr erster Roman.

ÜBERSETZER*INNENPORTRÄT

Susanne Goga-Klinkenberg

Susanne Goga-Klinkenberg lebt als Übersetzerin und Autorin in Mönchengladbach und ist Mitglied des deutschen PEN-Zentrums. Sie studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf und ist seit 1995 freiberuflich für verschiedene renommierte Verlage tätig. Für dtv hat sie unter anderem Chris Cleave, Wendy Walker und Jessica Barry übersetzt.





2 Kommentare:

  1. Huhu liebe Gisela,
    da stimme ich dir zu, ich kann diese Obsession auch nicht nachvollziehen.
    Es sind ganz bestimmte Typen, die dieser Schwärmerei verfallen und so, wie du die Protagonistin beschreibst, ist das Bild schon ziemlich klar.
    Ich werde das Buch auf jeden Fall auf die WuLi setzen und hoffe, dass es als HB erscheint.
    LieGrü
    Elena

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Elena

      Das Buch wird sehr zerrissen. Hannah ist den meisten unsympathisch. Aber Hannahs komisches Wesen ist genau das, was die Geschichte ausmacht. Bei ihr ist es auch kein Helfersyndrom. Dafür ist sie viel zu viel mit sich selbst beschäftigt.
      Liebe Grüße von der Gisela. Ich hoffe du bekommst das Hörbuch. Dann quatschen wir weiter darüber.

      Löschen