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Mittwoch, 20. Dezember 2023

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe von Doris Knecht

Foto: @Giselas Lesehimmel 




Um was geht's?

Unbezahlte Werbung. Coverrechte Verlag. 

Verlagsinfo: Nach „Die Nachricht“ schreibt Doris Knecht über das Leben einer Frau, die an einem Wendepunkt steht. „Ein Buch, das beglückt, begeistert, beeindruckt.“ (Maria-Christina Piwowarski)

Sie ist die Tochter, die stets unsichtbar war neben ihren braven, blonden Schwestern. Sie ist die alleinerziehende Mutter, die sich stets nach mehr Freiheit und Unterstützung sehnte. Sie ist die Überempfindliche, die stets mehr spürte als andere. Sie ist jemand, der Veränderungen hasst. Doch irgendetwas muss geschehen. Denn ihre Kinder sind im Begriff auszuziehen, und sie muss sich verkleinern, ihr altes Leben ausmisten, herausfinden, was davon sie behalten, wer sie in Zukunft sein will.
Wie ist es, wenn das Leben noch einmal neu anfängt? Doris Knechts neuer Roman ist die zutiefst menschliche und intime Selbstbefragung einer Frau, die an einem Wendepunkt steht. Sie versucht, die Wahrheit über sich selbst herauszufinden. Und zugleich weiß sie, dass ihr das niemals gelingen wird.

Meine Meinung:


Jammern auf hohem Niveau 

Da ist eine geschiedene Frau, deren Kinder gerade dabei sind sich abzunabeln. Es handelt sich um ein Zwillingspärchen. In ihrem Elternhaus waren sie auch fünf Kinder. Das Mädchen und zweimal Zwillinge.
Die Eltern sind sehr sparsam und haben es zu einem Häuschen gebracht. Die Frau fühlte sich schon als Kind nie richtig wahrgenommen. Ist oftmals auf Familien Fotos nur halb oder gar nicht drauf. Sie zieht etwas weiter weg und ist der Meinung, nun wird sie mehr wahrgenommen. Der Kontakt zu ihren Zwillingsschwestern ist gut. Mit ihren eigenen Kindern kommt sie auch gut klar.

Der Schreibstil hat mir unheimlich gut gefallen. Die Frau kommt irgendwie cool daher. Ohne Filter erzählt sie von ihrem Leben. Da mag wohl das eine oder andere mal unsympathisch daher kommen. Aber absolute Ehrlichkeit stoßt halt nicht immer auf Beifall. Irgendwie kommt sie total menschlich daher. Kann sich die große Wohnung nicht mehr leisten, in der ihre Kinder groß geworden sind. Das erweckte bei mir den Eindruck, dass es dieser Frau so ergeht, wie sämtlichen anderen Frauen in der gleichen Situation. Was jedoch keinesfalls bei der Frau so zutrifft. Vielmehr kann sie wählen ob sie in einem eigenen Häuschen auf dem Land, oder in einer kleinen Eigentumswohnung mitten im Zentrum leben möchte. So was nennt man Luxus Probleme. Selbst dann, wenn Renovierungsarbeiten anstehen. 
Sie vergisst viele Dinge oder hat sie ganz anders in Erinnerung. Laufend verliert sie etwas, das eigentlich gar nicht verloren gegangen ist. Oder manchmal doch. Ich kann diese Frau einfach nicht einschätzen. Sie liebt die selbstgewählte Einsamkeit, ist aber froh darüber, nicht einsam sein zu müssen. Sie kann sich jederzeit mit einer Handvoll Freunden treffen. Zu ihren Kindern hat sie auch nach deren Auszug einen guten Kontakt. Dennoch ist sie glücklich darüber, endlich allein mit ihrem Hund leben zu dürfen. 
Sie lebt sehr nachhaltig hat aber Angst vor Verarmung. Anfangs tat sie mir leid. Aber wirklich nur am Anfang. 

Das Ausmisten der alten Wohnung war detailliert und nachvollziehbar. Die Beschreibungen der Frau oftmals ziemlich heftig. Manchmal habe ich mir echt gedacht, wie sie es so lange in der Wohnung ausgehalten hat. Insgesamt hatte ich nicht ein einziges Mal das Gefühl, dass diese Frau mit einem Problem nicht fertig werden würde. 

Beim Lesen habe ich mich bei den verloren gegangenen Dingen entdeckt. Schirme dürften von mir im Umkreis mehrerer Kilometer eine neue Heimat gefunden haben. Manchmal hat mich die Frau richtig schockiert. Aber das solltet Ihr selbst herausfinden warum. Vielleicht habt Ihr ja eine andere Meinung dazu. Ich habe das Buch total gerne gelesen, weil mich die Geschichte der Frau sehr gut unterhalten hat. Ich war stets gespannt was als nächstes kommt. Der feine Humor, garniert mit einem großen Klacks Obers drauf.Sie lässt ihr Leben Revue passieren. Und ich habe das wirklich gerne verfolgt.

Fazit:


Ich mag Geschichten die in Österreich spielen. Bücher die total anders sind auch. Dies ist eins davon. 

Danke Doris Knecht. Ich habe jetzt mal so richtig Lust alte Dinge ausmisten. Aber welche? Das habe ich jetzt tatsächlich wieder vergessen ... 

Doris Knecht

 
Doris Knecht, geboren in Vorarlberg, ist Kolumnistin (u. a. beim Falter und den Vorarlberger Nachrichten) und Schriftstellerin. Ihr erster Roman Gruber geht (2011) war für den Deutschen Buchpreis nominiert und wurde fürs Kino verfilmt. Zuletzt erschienen Besser (2013), Wald (2015), Alles über Beziehungen (2017), weg (2019), Die Nachricht (2021) und Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe (2023). Die Verfilmung von Wald kommt im Herbst 2023 in die Kinos. Sie erhielt den Literaturpreis der Stiftung Ravensburger und den Buchpreis der Wiener Wirtschaft. Doris Knecht lebt in Wien und im Waldviertel.


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