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Sonntag, 29. Januar 2023

Gleich unter der Haut von Berthe Obermanns

Foto: @Gisela Simak




 

Klappentext:

»Ich weiß manchmal nicht, ob ich die Person im Spiegel bin oder die davor und ob das überhaupt einen Unterschied macht«

, sagt die dreiundzwanzigjährige Lou über sich selbst. Niklas fühlt sich von der ungewöhnlichen Frau angezogen. In den gemeinsamen Momenten lässt sie ihn sogar die Trauer um seine verstorbenen Eltern, die Eintönigkeit seines Alltags und die Pflege seiner demenzkranken Großmutter für Augenblicke vergessen. Doch Lou hat etwas zu verbergen. Warum verschwindet sie immer wieder, verändert von einem Moment auf den anderen ihre Stimme und ihren Charakter, was hat es mit ihren Erinnerungslücken auf sich? Und vor allem: Ist sie tatsächlich die Frau, die sie vorgibt zu sein? Niklas bittet Lou, ihm ihre Geschichte zu erzählen, aber seine Freundin schweigt, findet keine Worte für das Unaussprechliche. Und so sehr die beiden auch auf eine gemeinsame, eine bessere Zukunft hoffen: Die Erlebnisse der Vergangenheit lassen sich nicht ausradieren. »Irgendwann kommt der Punkt, an dem sich die Realität durch die Gedanken an den Tod verändert«, sagt Lou. Und ja, er kommt, der Punkt, und mit einem Mal scheint es nur noch einen einzigen Ausweg zu geben.
'Gleich unter der Haut erzählt die Geschichte zweier junger Menschen, die den Wunsch teilen, endlich alles hinter sich zu lassen. Ein Roman über das Ungesagte, das sie in ihrem Innern gefangen hält. Über das, was man nicht sehen möchte. Ein Roman, der seine Leser*innen miterleben lässt, wie schnell die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen und jeder Einzelne durch die äußeren Umstände zum Mörder werden kann. Unbezahlte Werbung. Coverrechte: Verlag

Meine Meinung:

 Poetisch und absolut authentisch

Auf Instagram habe ich dieses Buch mehrfach entdeckt. Die begeisterten Bewertungen haben mich überzeugt. Habe mir das Buch umgehend im Buchladen bestellt. Mit zwei weiteren Bücherfreundinnen hatte ich ein Buddy Read. Das war richtig toll, da die Geschichte keine leichte Kost ist.

Zwei jungen Menschen hat das Leben übel mitgespielt. Einmal haben wir Niklas, dessen Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Zum anderen die geheimnisvolle Lou. Die junge Frau macht für Niklas das Leben wieder lebenswert. Bei ihr braucht er sich nicht zu verstellen. Für Niklas ist Lou eine Seelenverwandte. Doch jedes mal wenn er das Gefühl hat, Lou erzählt ihm ihre Geschichte, läuft sie davon. Niklas hört oft tagelang nichts mehr von ihr. Vermisst sie mit jedem Atemzug. Möchte ohne sie nicht mehr sein.

Ich bin ehrlich gesagt froh, die Geschichte nicht alleine gelesen zu haben. Sie kommt düster daher und dennoch voller Hoffnung. Ich hatte beim Lesen so viele Wünsche für die Beiden. Habe mir das Ende ausgemalt. Den Austausch sehr genossen.


Die Story behandelt sehr viele schwierige Themen. Zum einen ist da die weit fortgeschrittene Demenz von Niklas Oma. Zum anderen die Essstörungen seiner Schwester. Was mit Lou wirklich los ist, konnte ich nur erahnen. Immer wenn ich dachte, jetzt weiß ich es genau, ist sie wieder davon gelaufen. Dieses Drama geht tief unter die Haut. Im Fokus stehen unverarbeitete Traumas. Dinge die überall passieren. Vor denen Menschen gerne die Augen verschließen. Über Betroffene gerne voreilig ein Urteil fällen. Mir war beim Lesen oftmals richtig kalt. Auch die Protagonisten setzen sich gerne der Kälte aus. Sei es in der freien Natur oder in ihren Herzen.


Fazit:

Dies ist keine Geschichte, bei der man es sich vor dem Kamin gemütlich macht. Vielmehr behandelt sie Themen, die einen auffordern sich damit auseinanderzusetzen. Mehr möchte ich Euch nicht verraten.

Der Schreibstil mutet poetisch an. Wunderbare Zitate steigern den Lesegenuss. Die Personen kommen absolut authentisch rüber. Das Ganze spielt sich im wunderschönen Konstanz ab. Ich bin absolut begeistert und gratuliere Berthe Obermanns zum genialen Debüt.


Danke Berthe Obermanns. Ich werde Niklas und Lou nicht vergessen. 

Berthe Obermanns

Berthe Obermanns, geboren 1986, studierte Jura in Konstanz. Als Rechtsanwältin im Straf- und Migrationsrecht arbeitete sie unter anderem in Berlin. Dabei interessiert sie sich in erster Linie für die Menschen hinter den Fällen und deren Geschichten. Sie schreibt über das Gute und Böse in jedem von uns, über menschliche Schicksale und die Ambivalenzen des Lebens. Berthe Obermanns lebt und arbeitet heute in Karlsruhe. 'Gleich unter der Haut' ist ihr Debütroman.


 

1 Kommentar:

  1. Klingt nach einer sehr berührenden Geschichte liebe Gisela ❤️

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