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Donnerstag, 21. September 2023

Und hinter mir das Nichts von Berhe Obermanns


Foto: @Gisela Simak
Um was geht's? 

Unbezahlte Werbung. Coverrechte Verlag 

Es hätte ein gewöhnlicher Tag für Sara Becker werden können – wäre da nicht die Nachricht vom Suizid Martin Mangolds gewesen. Die junge Psychotherapeutin trifft keine Schuld am Tod ihres Patienten. Und dennoch ist mit einem Mal nichts mehr, wie es war. Sara fühlt sich fremd in den Sitzungen mit ihren Patienten, fremd in ihrer Beziehung und fremd an ihrem Wohnort, der sie mehr und mehr an ihre Kindheit erinnert. Doch nicht nur das: Plötzlich scheint der Tod hinter allen Personen zu stehen, denen sie begegnet. Vor allem aber hinter ihr selbst. Sara stellt ihr bisheriges Leben zunehmend in Frage, die Welt um sie wird enger und enger – bis eines Tages eine junge Frau auftaucht, die sich als Nikto vorstellt. Was zunächst wie eine zufällige Begegnung wirkt, ist in Wahrheit viel mehr. Denn Nikto hat nicht nur Martin Mangold gekannt, sie weiß auch alles über Saras Leben und ihre Vergangenheit. Wer ist diese Frau? Wie kann es sein, dass sie einen inneren Raum in Sara öffnet, von dem sie glaubte, er sei längst verschlossen? Sara stürzt ins Bodenlose. Mit einem sicheren Gespür für Zwischentöne erzählt Berthe Obermanns von den Ängsten und Unsicherheiten, die das Menschsein mit sich bringt, vor allem aber von der Kraft, die zum Vorschein kommt, wenn es gelingt, sich von ihnen zu befreien. Ein verblüffender, ein aufwühlender Roman über das Nebenein­ander von Lüge und Wahrheit, von Traum und Realität, von Enge und Ausbruch. Über Leerstellen in uns selbst, die es zu erkunden gilt. Über den Versuch, sich im Erinnern dem eigenen Leben zu stellen.

Meine Meinung:

Diese Geschichte hält, was die Inhaltsangabe verspricht. Sie ist in einer wunderschönen Sprache geschrieben. Dennoch konnte ich dieses mal nicht mit ihr warm werden. Ich habe mich gefragt, woran es liegt. Möchte nur aus einem Grund Vergleiche zu Berthes Erstlingswerk machen. Um mitzuteilen, warum ich von *Gleich unter der Haut* so begeistert bin und mich *Und hinter mir das Nichts* einfach nicht mitnehmen konnte.

Die Thematik ist interessant. Die Welt der Psychotherapeutin Sara bricht zusammen, als sie vom Suizid ihres Patienten Martin Mangolds erfährt. Bald wird jedoch klar, dass nicht der Tod Mangolds an ihrer inneren Zerrissenheit schuld ist. Ihre Beziehung scheint alles andere als glücklich zu sein. Ihr Lebensgefährte merkt nichts von Saras Zerrissenheit. Ihre Kindheit wird wieder present.Ich habe beim Lesen viele Vermutungen angestellt. So habe ich schnell den Verdacht gehegt, dass Saras Eltern einer Sekte angehören. Sara zum übertriebenen Gehorsam erzogen worden ist. Sie deswegen lange Zeit auch alles gemacht hat, was ihr Lebenspartner wollte. 

Ich habe mich beim Lesen gefühlt, als ob jemand eine Mauer um mich herum errichtet hätte, die mich von der Außenwelt abschneidet. Genau so dürfte sich Sara gefühlt haben. Vor mir und hinter mir einfach nichts. Nur Leere und Verzweiflung. Als die ominöse Nikto in Erscheinung tritt, hat Sara das Gefühl, in einen seelischen Spiegel zu blicken. Die geheimnisvolle Frau scheint alles über sie zu wissen. Sie möchte von ihr davon laufen und gleichzeitig in ihrer Nähe sein.

Woran liegt es nun, dass mich diese Geschichte nicht für sich einnehmen konnte? Das liegt zum einen an der grenzenlosen Verbitterung die diese Geschichte verströmt. Das war war schon in *Gleich unter der Haut* so. Aber da gab es auch Hoffnung und Lichtblicke. Ich mag ernste Themen. Aber diese war mir entschieden zu düster. Ohne Lichtblick und Hoffnung. Einfach nur deprimierend. Das Ende erklärt den roten Faden, der sich durch die gesamte Geschichte zieht.

Fazit:

Die Autorin hat hier absolut nichts falsch gemacht. Sie hat Verzweiflung und Ängste bildlich rüber gebracht. Ihr Schreibstil mutet poetisch an. Ich hätte mir jedoch ein paar Lichtblicke, Hoffnung und Zuversicht gewünscht. 

Danke Berthe Obermanns.

Berthe Obermanns,

geboren 1986, studierte Jura in Konstanz. Als Rechtsanwältin im Straf- und Migrationsrecht arbeitete sie unter anderem in Berlin. Dabei interessiert sie sich in erster Linie für die Menschen hinter den Fällen und deren Geschichten. Sie schreibt über das Gute und Böse in jedem von uns, über menschliche Schicksale und die Ambivalenzen des Lebens. Berthe Obermanns lebt und arbeitet heute in Karlsruhe. Ihr Debütroman Gleich unter der Haut erschien 2022 im Osburg Verlag.






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