Foto: @Tanja Rothert |
Das Haus an der Herengracht
Klappentext:
Amsterdam, 1705: Thea Brandt ist gerade achtzehn geworden und will endlich tun und lassen, was sie will. Sie liebt das Theater und nach den Vorstellungen besucht sie heimlich ihren Geliebten, Walter, den Kulissenmaler der Schouwburg. Doch als Tochter einer verarmten Kaufmannsfamilie, die nach und nach ihren Hausrat verkaufen muss, um sich über Wasser zu halten, wird von Thea erwartet, »eine gute Partie« zu machen. Auf einem Ball stellt ihre Tante ihr Jacob van Loos vor, einen wohlhabenden Sohn aus gutem Hause. Eine Heirat mit ihm würde Thea nicht nur vor einem Leben in Armut bewahren, sondern ihr und ihrer Familie auch einen Platz in der feinen Gesellschaft sichern, der ihr bislang verwehrt war – Thea ist unehelich und hat auffallend dunkle Haut. Thea muss sich entscheiden: Rettet sie ihre Familie – oder folgt sie ihrem Herzen? Unbezahlte Werbung, Coverrechte Verlag
In ihrem fulminanten neuen Roman führt Jessie Burton uns durchs Goldene
Zeitalter Amsterdams und erzählt von einer leidenschaftlichen jungen Frau, die
ihren Weg selbst bestimmen will.
"Vielversprechend, jedoch nicht überzeugend"
Cover und Klappentext haben mich bei diesem Buch gleich
gereizt. Allerdings wäre es hilfreich gewesen, dass es sich hier um die
Fortsetzung des Debütromans „Die Magie der kleinen Dinge“ von Jessie Burton
handelt, den man wohl besser vorher lesen sollte. Kleine Anspielungen auf die
Vergangenheit haben mir nicht wirklich geholfen, in die Geschichte
einzutauchen.
Thea Brandt feiert ihren heiß ersehnten 18 Geburtstag,
jetzt wird wohl endlich auch ihre Familie feststellen, dass sie kein Kind mehr
ist. Und hoffentlich wird sie nun auch mehr über ihre Mutter erfahren, um die
seit Jahren großes Schweigen herrscht. Nur aus Andeutungen heraus erfährt man,
dass Thea das Mischlingskind ist. Im 18. Jahrhundert findet dies in der guten
Gesellschaft Verachtung. Noch verstärkt durch den Umstand, dass sie und ihr
schwarzer Vater an der bevorzugten Lage der Herengracht wohnen, was Reichtum
vermuten lässt. In Wahrheit ist Theas Familie jedoch verarmt, ein Großteil der
Einrichtung wurde bereits zu Geld gemacht, um ihr Leben zu sichern.
Außer Thea und ihrem Vater leben im Haus noch die
verwitwete Tante Nella und das ehemalige Kindermädchen Cornelia. Allen hatten
von Anfang nur eines im Sinne, Thea behütet aufwachsen zu lassen. Nella möchte,
dass sie reich heiratet, damit sie finanziell abgesichert ist und
gesellschaftlich anerkannt wird. Doch Thea hat ganz andere Pläne, ist sie doch
unsterblich in den Bühnenbauer Walter verliebt, der ihr eine gemeinsame Zukunft
verspricht.
Der Schreibstil ist flüssig, allerdings fehlten mir ein
wenig die bildhaften Beschreibungen, um mir Amsterdam zur damaligen Zeit
vorzustellen. Die Geschichte hätte leicht in jeder anderen Stadt spielen
können. Die Atmosphäre empfand ich als sehr bedrückend, regelrecht verzweifelt.
Es kam mir vor, als wenn sich alle nur in dem Haus von der Außenwelt
abgeschirmt hätten. Der einzige Lichtblick für Thea ist die Liebe zum Theater,
die Freundschaft zu der Schauspielerin Rebecca und natürlich Walter. Vielleicht
wären Otto, Nella und Cornelia ein wenig glücklicher gewesen, wenn sie die
Vergangenheit nicht so totgeschwiegen hätten. Nur durch kleine Andeutungen
konnte ich erahnen, was damals Theas Mutter Marin Brandt und ihrem Onkel
Johannes Brandt, der Nellas Ehemann war, geschehen ist.
Mysteriös empfand ich die Person der Miniaturistin, deren
Präsenz sowohl Nella als auch Cornelia Angst machte. Diese trat jedoch nie in
Erscheinung, dafür winzige Nachbildungen von Personen oder Gegenständen. Bis
zum Ende konnte ich nicht sagen, welchen Sinn dies alles für die Geschichte
hatte.
Das Ende des Buches erschien mir dann jedoch zumindest in
der Hinsicht positiv, dass sich alle für einen Neuanfang entscheiden, deren
Erfolg von ihnen selbst abhängt.
Ich hatte mir leider ein wenig mehr von dem Buch
versprochen, deshalb von mir nur 3 von 5 Sternen.
Vielen Dank an Vorablesen und des Insel Verlag für die
Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
Mein Fazit:
Eine sehr düstere und bedrückende Geschichte einer Familie,
die trotz Armut und unterschiedlicher Hautfarbe ihren Weg zurück in die
Gesellschaft wagen möchte. Mit ihrem Denken und Handeln stehen sie sich selbst
im Weg. Wichtig wäre hier der Hinweis gewesen, dass man die Vorgeschichte
liest, die vor ein paar Jahren erschienen ist.
Jessie Burton
Autorin
Jessie Burton, 1982 in London geboren,
hat Englisch und Spanisch in Oxford sowie Schauspiel an der Central School of
Speech and Drama studiert. Ihr erster Roman Die Magie der kleinen Dinge (2014)
wurde mehrfach ausgezeichnet, derzeit wird er von BBC One fürs Fernsehen
verfilmt. 2016 erschien ihr neuer Roman Das Geheimnis der Muse.
Ihre Bücher wurden in 38 Sprachen übersetzt und sind internationale Bestseller.
Jessie Burton lebt in London.
Peter Knecht
Übersetzer
Peter
Knecht hat zahlreiche englischsprachige Romane und Sachbücher übersetzt, u. a.
von Eva Stachniak, Richard Flanagan, John Wray, Sarah Dunant, Harold Bloom und
Eva Ibbotson.
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