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Foto: @Gisela Simak. Hintergrund kostenloses Bild von Pinterest. |
Unbezahlte Werbung. Coverrechte: Penguin Verlag.
Verlagsinfo: Marie rennt panisch einen Berg hinauf. Auf der Flucht vor einer Welt, in der vieles aus dem Lot geraten ist, sucht sie Schutz bei ihrer Cousine Johanna. Ausgerechnet bei Johanna, die seit Jahren wie eine Eremitin auf einer entlegenen Tiroler Alm lebt. Marie und Johanna, sie könnten nicht unterschiedlicher sein: die scharfzüngige Wienerin, Luxusgeschöpf aus einer Luxuswelt, zugleich verwöhnt und verachtet von Ehemann Peter – und das »wilde Tier im Körper von einem Menschen« (Marie über Johanna), das beim Erwachsenwerden scheinbar die Sprache verloren und die Gesellschaft hinter sich gelassen hat. Für die beiden Frauen beginnt ein ungewöhnliches Kräftemessen, ein Ringen um ihr Selbstverständnis, aber auch um einen gemeinsamen Weg.
In ihrem so poetischen wie politischen Roman, Märchen, Parabel und pulsierende Zivilisationskritik in einem, feiert Katharina Köller zwei Frauen und ihren eigensinnigen Aufbruch ins Leben.
»Ich war dort, wo man mich hingepflanzt hat, wie ein Ziergewächs in einem Topf. Jetzt bin ich hier und wuchere.«
»Kann man noch weiblicher, noch österreichischer, noch besser schreiben? Ich denke nicht!« Mareike Fallwickl
Meine Meinung:
Beste Literatur zur Selbstfindung
Marie flüchtet panisch einen Berg in Tirol hinauf. In ihrem Rucksack befindet sich überwiegend sinnloses Zeug, da sie die Flucht von ihrem Ehemann in Wien nicht geplant hatte. Ihr Ziel ist die Hütte ihrer Cousine Johanna, die dort seit vielen Jahren wie eine Eremitin lebt und Tiere mehr schätzt, als Menschen. Marie ist sich sicher, dass Johanna besonders *SIE* als störend empfinden wird, womit sie sich wirklich nicht täuscht.
Als Erstes möchte ich die österreichische Mundart erwähnen, die mir das Gefühl gegeben hat, wirklich in einer Hütte in Österreich zu sein. Die bergige Einöde hatte nicht nur für Marie etwas Meditatives; auch ich habe beim Lesen ein paar Gänge heruntergeschaltet.
Johanna redet kaum ein Wort mit Marie. Die Ausreißerin aus Wien ist ihr schon arg lästig und erinnert sie an Dinge aus der Vergangenheit, an die sie nicht mehr erinnert werden möchte. Dennoch pflegt sie die Goldmarie gesund. Der Weg zu ihrer Hütte war beschwerlich und so eine verwöhnte Wienerin wird von den Witterungen in den Bergen schnell krank.
Marie findet so ziemlich alles ekelhaft in Johannas Hütte. Die Bettdecke stinkt nach Ziegen 🐐 und im oberen Stockwerk hausen Mäuse. 🐁 Es gibt nur kaltes Wasser und karges Essen. Marie hilft rund um die Hütte und kocht das Mittagessen. Sie lernt Zäune ausbessern, das Dach auf der Hütte reparieren und mit einer Sense das Gras zu mähen. Nach einiger Zeit bemerkt sie jedoch, wie gut ihr das einfache Leben bekommt. Selbst das spartanische Essen schmeckt ihr mittlerweile nach der schweren Arbeit ausgezeichnet. Sie erfreut sich an dem Anblick eines Hirschen, den sie eigentlich nur aus dem Zoo kennt.
>>Obwohl ich so ausgezehrt bin, fühle ich mich stärker. Wacher. Durchbluteter. Sauerstoffdurchzogener. Da ist eine ganz neue Kraft in mir drinnen, eine urige Kraft. << (Seite 72)
Spiegel gibt es keinen, was ihr den Stress nimmt, immer perfekt aussehen zu müssen. Nur im Brunnenwasser sieht sie ihr verzerrtes Antlitz. Doch die Uhr tickt! Johanna will nicht, dass sie bleibt ...
Kein Krimi könnte für mich spannender sein, als dieses Buch. Die Frage, was denn genau passiert ist, wird bis zum Ende aufrecht gehalten. Sei es die Flucht von Marie oder die selbstgewählte Einsamkeit von Johanna, die ihre Ziegen und eine Eule mehr liebt, als die Gesellschaft von Marie.
Familiäre Begebenheiten aus der Vergangenheit kommen langsam und sehr zögerlich ans bergige Tageslicht. Sie beantworten nach und nach die Fragen, die mich durch die Geschichte getrieben haben. Ich fand sie sehr traurig und habe mich dennoch darüber gefreut, wie sich die Cousinen wieder näher gekommen sind.
Fazit
Ich habe als Kind wahnsinnig gerne Heidi gelesen und somit dieses Buch geliebt, da ich einige Parallelen erkennen konnte. Sei es der Großvater von den Cousinen oder deren Mütter, die mich beide ein bisschen an Frau Rottenmeier erinnert haben. Warum das so ist, empfehle ich Euch selbst zu erkunden.
Der Schreibstil ist wahnsinnig charmant, was dem österreichischen Dialekt geschuldet ist. Die Geschichte enthält schwierige Themen, die den einen oder anderen triggern könnten. Gewalt in der Ehe und gegenüber Tieren.
Es sind Krimielemente enthalten, die der zwei Frauengeschichte Spannung einhauchen. Das Ende hat mich leider nicht überzeugen können. Die Dinge entwickelten sich für meinen Geschmack zu abrupt und haben eine ganz wichtige Frage offen gelassen.
Eine klare Empfehlung, trotz Kritikpunkte.
Danke, Katharina Köller. Bitte mehr davon.
Katharina Köller wurde 1984 in Eisenstadt, Österreich geboren, hat Philosophie und Schauspiel studiert und ist seit 2011 freiberuflich als Autorin, Schauspielerin und Theatermacherin tätig. 2020 erschien ihr Debütroman »Was ich im Wasser sah«, der mit dem Phantastikpreis der Stadt Wetzlar ausgezeichnet wurde. Katharina Köller lebt mit ihrer Familie in Wien und Innsbruck.
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