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Foto: @Gisela Simak |
Unbezahlte Werbung. Coverrechte Verlag.
Zum Inhalt: Zwei Dinge hat Karl seiner Tochter Johanna hinterlassen: Den geliebten, verwilderten Garten – und eine tiefe Sorgenfalte auf der Stirn, die einfach nicht mehr weggehen will. Den Garten möchte Johanna behalten, aber die Sorgenfalte soll weg: Sie lässt das erste Mal in ihrem Leben »etwas machen« und ist fasziniert, wie scheinbar einfach sich die Erschütterungen eines vierzigjährigen Lebens ausradieren lassen. Mit dem Verschwinden der Falte treten allerdings neue Fragen auf: Warum ist Johanna ihr Aussehen überhaupt so wichtig? Wie erklärt sie die Sache ihrer Tochter, der sie immer gepredigt hat, sich selbst bedingungslos schön zu finden? Und kann das Älterwerden für Johanna nicht auch eine große Freiheit
bedeuten?Meine Meinung
Manchmal wäre ich gerne weniger unsichtbar
Diese Geschichte wurde von einer Frau für überwiegend weibliche Leserinnen geschrieben. Sie behandelt ein sehr wichtiges Thema: Wie werden Frauen heutzutage alt? Sind Falten etwas Verwerfliches oder ein ganz normaler Alterungsprozess?
Johanna ist Mitte vierzig und hadert mit ihren Falten. Überhaupt hat sie das Gefühl, nicht mehr richtig wahrgenommen zu werden.
Sie führt erfolgreich einen Blumenladen. Ihre jüngere Angestellte bringt frischen Wind in das Geschäft, lässt sich regelmäßig kleinere Fältchen wegspritzen und spricht sehr offen darüber. Johanna spielt mit dem Gedanken, es ihr gleichzutun. Doch wie soll sie das ihrer Tochter erklären, der sie stets beigebracht hat, dass Aussehen nicht alles ist und die inneren Werte viel mehr zählen?
Johannas heiß geliebter Vater hat ihr einen Garten hinterlassen, in dem ein gemütlicher Schäferwagen steht. Den behält sie – ihre Falten nicht.
Neue Dinge können nur wachsen, wenn es einen Platz dafür gibt. Zitat aus dem Buch.
Ich habe bereits vor einigen Jahren "Kuckucksmädchen" und "Acht Wochen verrückt" von Eva Lohmann gelesen. Sie trifft stets den richtigen Ton, wenn es um ernste Themen geht. In "Wie du mich siehst" verwebt sie eine Familiengeschichte mit dem heutigen Jugendwahn. Altwerden scheint in unserer Gesellschaft ein großer Makel zu sein.
Johannas Familiengeschichte ist ganz anders, als sie dachte. Ihre Eltern waren geschieden, doch die Gründe dafür waren ihr nie klar. Auch ihre eigene Ehe mit einem Marinekapitän bekommt gewaltige Risse, denn er kann nicht verstehen, warum seine Frau ihr Äußeres nicht akzeptiert – schließlich hat sie ihrer gemeinsamen Tochter ganz andere Werte vermittelt.
Ich habe mich im Garten sehr wohl gefühlt. Es ist ein Ort, bei dem sich Johanna und ihre 15-jährige Tochter wieder sehr nahe gekommen sind, und ihre Seele baumeln lassen konnten. Das Wühlen in der Erde und das Gras unter den Füßen hatten eine meditative Wirkung.
Johannas Mutter ist für mich eine sehr starke Persönlichkeit, da sie nach der Scheidung ihr Leben ganz alleine gemeistert hatte. Sie muss jeden Cent drei mal umdrehen und nimmt auch keine Hilfe von ihrer Tochter an.
Der Schreibstil ist flüssig, und das Thema ist hochaktuell. Ich war von Anfang an gefesselt und habe den Humor in der Geschichte sehr genossen.
Die Figuren sind gut gezeichnet und waren mir ausnahmslos sympathisch.
Fazit
"Wie du mich ansiehst" regt zum Nachdenken an. Welche Werte zählen wirklich? Lösen Botox und Hyaluronbehandlungen alle Probleme und machen eine Frau sichtbarer und glücklicher?
Eigentlich ist Lebenserfahrung etwas, das Johanna attraktiv findet. Zitat aus dem Buch.
Von mir eine klare Empfehlung. Danke Eva Lohmann.
EVA LOHMANN, Jahrgang 1981, lebt als freie Autorin in Hamburg und hat eine Tochter. Ihr Debütroman Acht Wochen verrückt stand ebenso auf der SPIEGEL-Bestsellerliste wie ihr Sachbuch So schön still. Wenn Eva Lohmann nicht gerade schreibt, berät sie in der Agentur I.do Mütter beim Wiedereinstieg in den Job – oder kocht in einer kleinen Eventlocation für Hochzeiten und Geburtstage.
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