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Sonntag, 20. April 2025

Von hier aus weiter von Susann Pásztor

Foto: @Gisela Simak. Hintergrund: eigene Fotografie. 

Unbezahlte Werbung. Coverrechte: KiWi Verlag. 

Verlagsinfo: Von zweiten und dritten Chancen im Leben

Nach dreißig Jahren Ehe ist Marlene plötzlich Witwe​, doch statt zu trauern, ist sie vor allem wütend. Die Mitglieder ihrer ​angeheirateten Großfamilie wundern sich über ihr Verhalten, aber Marlene lässt niemanden an sich heran. Bis sie eine​s Tages einen unerwarteten Mitbewohner bekommt: Jack​ ist nicht nur ein begnadeter Koch, sondern stellt auch die richtigen Fragen.​ Und er ist nicht der Einzige, der Marlene noch mal so richtig aus dem Konzept bringt.

»Susann Pásztor bringt uns dazu, im Lachen das Ernste zu sehen – und umgekehrt.« Süddeutsche Zeitung


Meine Meinung 

 

Und dann steht sie auf und öffnet die Tür

Ich habe schon das Buch  "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" wahnsinnig gerne gelesen. In dieser Geschichte wird kein Fenster geöffnet; vielmehr öffnet die trauernde Marlene die Tür. Herein kommt ein Klempner, der den Wasserdruck ihrer Leitungen wieder in Gang bringt und Marlene aus ihrem Schneckenhaus lockt. 

Mit der pensionierten Grundschullehrerin Marlene hat die Autorin eine Hauptfigur gezeichnet, die mich mitten ins Herz getroffen hat. Nachdem ihr schwer krebskranker Mann Rolf Suizid begangen hat, verspürt Marlene neben tiefer Trauer eine grenzenlose Wut und den Wunsch, ihr Leben auch zu beenden. Ihren Angehörigen und Freunden will und kann sie sich nicht öffnen. Da braucht es schon defekte Wasserleitungen und den herzlichen Klempner Jack. Sie bietet ihm das Gästezimmer an und lässt sich von Jack bekochen. Mit viel Geduld, leckeren Essen und guten Gesprächen bringt der empathische Mann Marlene dazu, über ihren verstorbenen Mann und die damit verbundene Trauer zu sprechen. Im Lauf der Geschichte stellt sich heraus, dass Jack ein ehemaliger Schüler von ihr war. 

Die Thematik ist sehr traurig; dennoch kommt sie amüsant und voller Hoffnung daher. Gleich zu Beginn musste ich lachen, da die Szene auf einer öffentlichen Toilette einfach nur zum Schreien komisch ist. Mein Kopfkino hat mir Bilder in den Kopf gesetzt, die ich so schnell nicht mehr loswerde. 

Lieder können Erinnerungen an Menschen und Situationen wecken. Diese Tatsache hat im Geschehen eine tragende Rolle. 

Ida hatte vor einigen Jahren die Hausarztpraxis von Marlenes Mann übernommen und erweist sich jetzt als gute Freundin. Zusammen mit Jack und Ida fährt Marlene nach Wien, um eine Freundin zu besuchen, zu der sie schon länger keinen Kontakt mehr hatte. Die Reise entpuppt sich als Roadmovie mit vielen Turbulenzen und wunderbaren Begegnungen. 

Marlene kann ihre Trauer am besten mit Menschen verarbeiten, zu denen sie keine jahrelange feste Verbindung pflegt. Weder ihre Stiefsöhne noch Freunde und Verwandte können ihr aus dem Trauertal heraus helfen. Wir erleben die Trauer einer Ehefrau und wie sie Schritt für Schritt einen Weg in ein neues Leben startet. Das alles passiert in einer leichten und herzlichen Sprache.

Fazit 

Mit sehr viel feinem Humor widmet sich Susann Pásztor dem Thema Trauer, ohne dabei den nötigen Ernst vermissen zu lassen. Einziger Kritikpunkt ist das Ende. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich erwartet habe; denke aber für Marlene war es stimmig. Von mir eine klare Empfehlung, auch für Menschen, die die Thematik lieber meiden.

Ich habe das Buch abwechselnd gelesen und gehört. Die Erzählstimme von Ruth Reinecke macht die Geschichte zu einem tollen Erlebnis, da sie die Emotionen sehr gut herüberbringt.

Danke, Susann Pásztor. Ich freue mich auf weitere Geschichten. 

Susann Pásztor

Susann Pásztor, 1957 in Soltau geboren, lebt in Berlin und hat bereits zahlreiche Romane veröffentlicht. Ihr Bestseller »Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster« wurde 2018 mit dem Evangelischen Buchpreis ausgezeichnet und für die ARD verfilmt.



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