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Foto @Gisela Simak. Zeichnung im Hintergrund: Pinterest. |
Unbezahlte Werbung. Coverrechte: Dtv-Verlag.
Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104
Roman
Eindringlich und aufrüttelnd. Ein bewegender Familienroman über den Einfluss unserer Vergangenheit auf unsere Nachkommen. Der hochemotionale neue Roman von Susanne Abel – Autorin des Nr. 1-Bestsellers ›Stay away from Gretchen‹.
Zum Inhalt
Der kleine Hardy verliert 1945 auf der Flucht von Sopot (Danzig) seine Familie und landet in einem Heim. Sein Alter schätzt man dort auf drei Jahre. Sein Namensschild ist unleserlich und somit eine Suche nach ihm fast unmöglich. So wird aus dem kleinen Jungen Nr. 104. Das katholische Heim ist richtig grausam zu den Kindern. Vergehen, die eigentlich gar keine sind, werden hart bestraft. Somit ist es nicht verwunderlich, dass der kleine Hardy zum Bettnässer wird, was wiederum hart bestraft wird. Er hat seine Sprache verloren und egal wie er sich bemüht, er bekommt kein Wort heraus. Er muss verschimmeltes Brot essen, das er jedes Mal erbricht.
Es ist Winter und sehr glatt. Auf dem Weg zur Kirche nimmt die 9-jährige Vollwaise Margret seine Hand und fordert ihn auf, sie ganz festzuhalten. Von da an kümmert sich das Mädchen um den kleinen, hilflosen Jungen, so gut es ihr möglich ist. Als ihre Tante Gisela sie aus dem Heim holt, steht Hardy wieder ganz alleine da.
Nach einem Vorfall wird Hardy als gefährlich eingestuft und in das "Franz Sales Haus" verlegt. Der Anstaltsarzt Dr. Strehl testet an den Kindern Medikamente. Hardy befindet sich die meiste Zeit im Delirium.
Auch Margret hat kein Glück und landet, nachdem sie vergewaltigt wurde, in einem Heim für gefallene Mädchen. Als sie volljährig wird, bekommt sie eine Arbeit im Franz Sale Haus, wo sie Hardy in einem sehr schlechten Zustand wieder findet. Ihr gelingt die gemeinsame Flucht.
Meine Meinung
Geht unter die Haut
Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wann ich das letzte Mal bei einem Buch so geweint habe. Was bitte schön hat die Kirche bei Nächstenliebe falsch verstanden? Wie können Nonnen so grausam zu Kindern sein und sich auch noch dazu berechtigt fühlen?
Der gemeinsame Weg von Hardy und Margret war hart; aber von Erfolg gekrönt. Zumindest nach außen hin, scheint alles in Ordnung zu sein. Die schlimmen Erlebnisse bestimmen dennoch auch noch Jahre später ihr Leben. Besonders der Kontrollzwang von Margret beeinflusst das Leben ihrer Tochter Sabine, Enkelin Julia und Urenkelin Emily negativ. Weder Sabine noch Julia können sich richtig um ihre Tochter kümmern. Hardy fühlt sich bei Margret von jeher sicher und nimmt seine Abhängigkeit zu ihr als völlig normal hin.
Abwechselnd in der Gegenwart und Vergangenheit erleben wir das Geschehen. Die Figuren sind wunderbar gezeichnet und ich konnte mit jeder mitfühlen. Eine Verschnaufpause habe ich bei dem Buch nicht bekommen. Ob im Jetzt oder im Damals; die Ereignisse überschlagen sich und haben mir stellenweise schier den Atem geraubt.
Ich hätte das Buch an einem Nachmittag verschlingen können, aber die Ereignisse waren zu emotional, daher waren Lesepausen die bessere Option. Dieser Roman basiert auf wahren Begebenheiten, was das Ganze um so tragischer macht. Die Thematik wurde schon in mehreren Büchern aufgegriffen; Susanne Abel hat sie jedoch besonders eindringlich beschrieben, was ihrer sorgfältigen Recherche geschuldet sein dürfte.
Hardy und Emily sind meine ganz persönlichen Helden. Warum das so ist, solltet Ihr am besten selbst entdecken. Auch vor Margret ziehe ich meinen Hut. Ich konnte verstehen, warum sie oftmals falsch handelte. Meine Besprechung enthält nur einen kleinen Teil der Ereignisse, daher empfehle ich Euch das Geschehen zu erkunden.
Fazit
Eine klare Empfehlung, für diese komplexe, spannende und emotionale Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht.
Ich empfehle das Nachwort zu lesen und möchte darauf hinweisen, dass die Geschichte sehr sensible Themen wie, Missbrauch, körperliche Gewalt und Medikamenten-Missbrauch enthält.
Das Ende hat mich sehr berührt, und ich konnte das Buch zufrieden zuklappen.
Herzlichen Dank, Susanne Abel. Mit diesem Buch haben sie sich selbst übertroffen.
>>Unkraut vergeht nicht. << Margrets häufigister Spruch.
Autor*innenporträt
Susanne Abel arbeitete als Erzieherin und realisierte nach ihrem Filmstudium als Regisseurin zahlreiche Dokus für das deutsche Fernsehen. Seit 2017 konzentriert sie sich ganz auf das Schreiben. Ihr gefeiertes Romandebüt ›Stay away from Gretchen‹ stürmte bis an die Spitze der SPIEGEL-Bestsellerliste und war ein sensationeller Erfolg, genau wie sein Nachfolger ›Was ich nie gesagt habe‹. Die gebürtige Badenerin lebt nach Stationen in Bochum, Berlin und Hamburg überwiegend in Köln.
Puh, das klingt wirklich emotional. Dass das Buch auf wahren Begebenheiten beruht, verstärkt das natürlich. Ich glaube, mir wäre das momentan zu schwer, aber manchmal suche ich genau solche Geschichten, die emotional so richtig fordern - und dafür werde ich den Roman im Hinterkopf behalten. Danke für die Empfehlung!
AntwortenLöschenLies es einfach. Ich war nicht darauf gefasst, dass mich das Buch so packt. Es bekommt auf alle Fälle einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal.
AntwortenLöschenLiebe Grüße