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Sonntag, 10. März 2024

Marschlande von Jarka Kubsova


Foto: @Gisela Simak. Hintergrundbild: Kostenloses Bild von Pixabay.


Roman | Nominiert für das Lieblingsbuch der Unabhängigen Buchhandlungen

Zwei Frauen, die Jahrhunderte trennen – der Wunsch nach Selbstbestimmung, der sie verbindetObwohl durch Jahrhunderte voneinander getrennt, verspürt Britta eine starke Verbundenheit zu Abelke. Die Geografin recherchiert über Abelkes Leben und wird immer tiefer in deren Sog gezogen.

»Marschlande« ist der neue Roman der Bestseller-Autorin Jarka Kubsova

Um was gehts? Unbezahlte Werbung. Coverrechte Verlag.

Im Hamburger Marschland lebt ums Jahr 1580 Abelke Bleken. Sie führt allein einen Hof, trotzt Jahreszeiten und Gezeiten. Und sie versucht, sich gegen ihre Nachbarn zu behaupten, in einer Zeit, die für unabhängige Frauen lebensgefährlich ist. Fast fünfhundert Jahre später zieht Britta Stoever mit ihrem Mann und ihren Kindern in die Marschlandschaft. Ihre Arbeit als Geografin hat sie für die Familie aufgegeben, das neue Zuhause ist ihr noch fremd. Sie unternimmt lange Spaziergänge durch die karge Landschaft, beobachtet die Natur und lernt, in Bracks und Deichlinien die Spuren der Vergangenheit zu lesen. Dabei stößt Britta auf das Leben der Abelke, auf Ausgrenzungen und Ungerechtigkeiten, die beängstigend aktuell sind. Fasziniert taucht sie tiefer und tiefer ein – und merkt, wie viel sie im Leben der anderen Frau über sich selbst erfährt.

»Jarka Kubsova erzählt furios und aufrüttelnd von zwei Frauen, die eine lebte um 1580, die andere in unserer Gegenwart, und an beiden Schicksalen lässt sich wunderbar ablesen, wie klein die Entwicklungsschritte im Feminismus bisher sind. Dieser Roman hallt nach und ist allerfeinster Lesestoff.« 
Daniela Dobernigg, cohen+dobernigg BUCHHANDEL

»Lesenswert bis zur letzten Seite und für mich der Roman des Jahres.«
Karla Paul, Buchkolumne 

Meine Meinung: 

Spannend und tragisch 

Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Einmal 1580, in der Abelke Bleken alleine einen Hof in den Marschlanden führt. 

Einmal in der Gegenwart, in der Britta Stoever um ein selbstbestimmtes Leben kämpft. Obwohl durch Jahrhunderte voneinander getrennt, verspürt Britta eine starke Verbundenheit zu Abelke. Die Geografin recherchiert über Abelkes Leben und wird immer tiefer in deren Sog gezogen.

Mir hat besonders der Part in der Vergangenheit gefallen. Im Nachwort erklärt die Autorin, wie wenig ernsthafe Beachtung der Hexenverbrennung lange Zeit entgegengebracht wurde.  Mir gingen daraufhin Hexenfeste durch den Kopf, die regelmäßig gefeiert werden. Kostümiert als Hexen, tanzen Frauen um ein Lagerfeuer. Die Besucher gönnen sich Bratwürste, Bier und andere Leckereien. Jetzt, wo ich dieses Buch gelesen habe, empfinde ich derlei Feste als reinen Spott. 

Frauen wie Abelke wurden aufgrund von Lügen bei lebendigen Leib verbrannt. Abelke hatte alles getan, um nach einem Dammbruch ihr Land zu retten. Jedoch wurde ihr Hilfe, die ihr zugestanden hätte, nicht zuteil. Albeke ging mir sehr nahe. Ihr Scheitern mitzuerleben hat mich sehr bedrückt.

Die Gegenwart konnte mich nicht komplett überzeugen. Brittas Ehe scheitert und sie muss ihr Leben neu sortieren. Da hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Brittas Ehemann blieb mir zu blass. Von ihrem Sohn Ben habe ich auch kein klares Bild vor Augen. Der Tochter Mascha wurde mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Das junge Mädchen mit ihren Problemen, hatte ich genau vor Augen. Bei Britta selbst bin ich mir nicht sich ganz sicher, ob ich ich sie mag. Bei Albeke spürte ich viel mehr Emotionen.

Eins haben beide Erzählstränge gemeinsam. Zwei Frauen müssen unter der Dominanz von Männern leiden. Sich behaupten um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Von Albeke weiß man ja, dass es ihr nicht gelungen ist. Das Ende in der Gegenwart lässt genügend Raum für eigene Gedankengänge. Die Naturbeschreibungen haben mir sehr gut gefallen. Ich hatte das Gefühl durch Marschland zu spazieren. Weiß nun, was es mit dem Spruch *es regnet Frösche* auf sich hat. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kann sich Britta für die raue und stellenweise karge Landschaft erwärmen. Vor allem die Nachforschungen um Albeke bieten ihrem Leben eine willkommene Abwechslung.

Fazit:

Eine spannende Geschichte um Hexenverbrennung und die Natur in Marschlande. Der Schreibstil liest sich wie Butter. Einzig der Part in der Gegenwart gefiel mir nicht komplett. Da hätte ich mir  mehr Tiefe gewünscht. 

Trotz dem einen Kritikpunkt habe ich diese spannende und traurige Geschichte sehr gerne gelesen. 

Von mir eine Empfehlung. Danke Jarka Kubsova

Jarka Kubsova

Jarka Kubsova wurde 1977 in Tschechien geboren, seit 1987 lebt sie in Deutschland. Sie arbeitete als Journalistin bei »Financial Times Deutschland«, »Stern« und »DIE ZEIT« sowie als Co-Autorin mehrerer erfolgreicher Sachbücher. 2021 erschien ihr Debütroman »Bergland«, der auf der Jahresbestsellerliste stand. Jarka Kubsova lebt in Hamburg. Für »Marschlande« tauchte sie tief in die Geschichte der Stadt und der Vier- und Marschlande ein und forschte in Archiven über Abelke Bleken und ihre Zeit.

 



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