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Donnerstag, 27. März 2025

Achtzehnter Stock von Sara Gmuer

Foto: @Gisela Simak. Hintergrund: KI generiert. 


Unbezahlte Werbung. Coverrechte: Hanserblau Verlag.


Verlagsinfo: Ein sommerlicher Großstadtroman zwischen Platte und Glamour von Sara Gmuer – »Hart und rau und schön.« (Mareike Fallwickl)

»Unerfüllte Träume sind auch Träume. Sie sind bloß viel gefährlicher.« – Wanda hat sich ihr Leben anders vorgestellt. Ganz anders. Statt auf Filmdrehs und Premieren verbringt sie die heißen Sommertage im Hof einer Berliner Platte, wo sie mit ihrer fünfjährigen Tochter Karlie im achtzehnten Stock wohnt. Der Lift ist defekt und das Treppenhaus ein einziges Funkloch, in dem man, wenn man Pech hat, das ganze Leben verpasst. Am anderen Ende der Stadt scheint dagegen alles möglich. Als Wanda eine einmalige Chance bekommt, taucht sie ein in eine Welt, in der Geld keine Rolle spielt und Türen immer offenstehen. Doch wie weit sie auch geht, die Platte in ihrem Rücken wird nie wirklich kleiner.
Ein rauer und zärtlicher, temporeicher und fein beobachteter Roman über Zusammenhalt und Selbstverwirklichung und darüber, dass das Glück manchmal näherliegt, als wir denken.

Meine Meinung 

 

Gesellschaftskritisch, egoistisch und dennoch absolut liebenswert


Es gibt so ausdrucksstarke, fesselnde Bücher, die einen verwundert aufblicken lassen, wenn man die letzte Seite erreicht hat. So ein Buch ist für mich "Achtzehnter Stock!" Ich habe bei der Geschichte einen Kritikpunkt: Die letzte Seite war entschieden zu schnell da. 

Mit Wanda hat die Autorin eine Hauptfigur geschaffen, die sehr egoistisch wirkt. Sie lebt mit ihrer Tochter Karlie im achtzehnten Stock eines Berliner Plattenbaus. Die Wohnung hat sie von ihrem Onkel übernommen, der auch noch weiterhin im Mietvertrag steht. 

Wanda hat keinen Job und lebt  - mehr oder weniger  - von der Hand im Mund. Im Hochhaus haben jedoch ein paar Frauen untereinander ein soziales Netzwerk geschaffen. Davon profitiert besonders Wandas Tochter. Obwohl die Nachbarinnen selbst in ärmlichen Verhältnissen leben, machen sie aus jedem Tag das Beste, und kümmern sich liebevoll um ihre Kinder. 
 
Wanda träumt von einer Karriere als Schauspielerin. Sie hat tatsächlich Glück, und ergattert eine kleine Rolle in einem Fantasyfilm. Sie verkehrt mit den ganz Großen im Filmgeschäft und lernt einen berühmten Schauspieler näher kennen. Am Filmset weiß niemand, in welch ärmlichen Verhältnissen die allein erziehende Mutter lebt. Sie erzählt niemanden, dass sie eine Tochter hat. Geld wird sie erst nach den Dreharbeiten erhalten  ....
 
Wanda führt ein Leben in zwei Welten. Sie diniert mit Schauspielern im angesagten Lokal Bellman; um anschließend wieder in ihre ärmliche Wohnung zurückzukehren.
 
Ich konnte zwischen den Zeilen spüren, dass sie ihre Tochter liebt. Niemals im Leben hätte sie aber deswegen einen Job angenommen, um den Kühlschrank zu füllen und ihrer Tochter anständige Kleidung zu kaufen. Das konnte ich einfach nicht nachvollziehen, da man doch seine Träume verwirklichen,  - und dennoch mit Gelegenheitsjobs etwas Geld verdienen kann. Vielmehr hat sie sich ständig auf ihre Nachbarinnen verlassen. Hartz IV wäre für Wanda niemals infrage gekommen. Nicht mal ihrer Tochter zuliebe! Hartz IV ist etwas für ihre erbärmlichen Nachbarinnen, aber doch nicht für sie!

Ich fand es wirklich gut, dass Wanda versuchte ihre Träume wahr werden zu lassen. Ihre Zielstrebigkeit kannte aber leider keine Grenzen. Sie hätte ihren Nachbarinnen etwas Dankbarkeit entgegenbringen können. Ihre Gedankengänge haben mir nicht gefallen, da sie darin stets die Frauen abwertete. 

Gerade der Charakter "Wanda" macht jedoch die Geschichte aus. Ich habe sie sehr gerne gelesen und hätte tatsächlich liebend gerne noch etwas mehr Zeit im "Achtzehnten Stock" verbracht, und im Hof mit den liebenswerten Nachbarinnen ein Gläschen Sekt getrunken. 

 

Fazit

 
Ich durfte in einem Hochhaus, in dem der Lift die meiste Zeit defekt ist, und zum Wohnungsentrümpeln genutzt wird, sehr liebenswerte Menschen kennenlernen. Aus Wandas Perspektive erleben wir das Geschehen. Der bildgewaltige Schreibstil hat auf mich eine Magie ausgeübt, der ich mich nicht entziehen konnte und wollte.

Konnte Wanda sich ihren Traum erfüllen? Das solltet Ihr am besten selbst erkunden. Aber denkt daran, der Lift ist die meiste Zeit kaputt!

Danke Sara Gmuer. Ich hatte ganz tolle Lesestunden.


SARA GMUER, 1980 in Locarno geboren, zog nach ihrem Abschluss an der Filmschauspielschule Zürich nach Deutschland. Sie stand für Dominik Graf und Die Ärzte vor der Kamera und als Rapperin auf der Bühne. Sie schrieb Songs, textete für Agenturen und fand dabei ihre ganz eigene Stimme. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Berlin.




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