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Montag, 24. März 2025

Wenn die Tage länger werden von Anne Stern

Foto: @Gisela Simak. Hintergrund kostenloses Bild von Pixabay 

Unbezahlte Werbung. Coverrechte: Aufbau Verlag. 

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Verlagsinfo: Der Sommer, der mir gehörte.

Sechs Wochen, aber gleichzeitig ein halbes Leben, das vor ihr lag. Mit zäh fließenden Honigtagen am See und Radfahrten über Waldbodenteppiche aus Tannennadeln. Mit kühlen Wasserspritzern auf geschlossenen Lidern, Pommes Rot-Weiß, kurz bevor das Schwimmbad schloss, statt dem geplanten Abendbrot drinnen am Tisch, tiefblauem Himmel über dürren Fichten und senfgelben Feldern. 

Es ist das erste Mal seit sechs Jahren, dass die alleinerziehende Musiklehrerin Lisa einen Sommer ohne ihren Sohn vor sich hat. Doch die lang ersehnte Freiheit bringt auch Zweifel mit sich. Da ist die Sehnsucht nach ihrem Kind und die Frage, was für eine Frau sie eigentlich ist, wenn sie mal keine Mutter ist. Auf der Suche nach einem Restaurator für ihre alte vernachlässigte Geige begegnet sie der Obstbäuerin Ute in ihrem Kirschgarten, einer Frau, die keine Zeit mehr für Kompromisse hat. Bald wird Lisa klar, dass die Frage nach ihr selbst eng mit all dem verknüpft ist, worüber in ihrer Familie stets geschwiegen wurde. Und sie erfährt die unwiderstehliche Magie eines Sommers zwischen den Abgründen der Vergangenheit und einer neuen flirrenden Freiheit. 

Ein schwebend schöner, tiefgründiger Roman von Bestsellerautorin Anne Stern.


Meine Meinung 


Sommerferien und das große Geheimnis um eine Geige 🎻 

Diese Geschichte lässt mich ziemlich zwiegespalten zurück, da   -  für meinen Geschmack  - die Hauptfigur Lisa zu viel jammert. Sie hat es zwar wirklich nicht leicht, aber im realen Leben würde ich so einer negativ eingestellten Person lieber aus dem Weg gehen. So meine Gedanken am Anfang  ...

Die alleinerziehende Musiklehrerin Lisa verbringt zum ersten Mal ohne ihren Sohn Paul die Ferien. Das erste Mal seit sechs Jahren hat sie Zeit für sich, was ihr jedoch auch Angst macht. Ihre beste Freundin ist verreist, und zu ihrer Mutter Barbara pflegt sie einen eher kühlen Kontakt. Womit also die viele Freizeit füllen? 

Stets macht ihr ihre Mutter Vorwürfe, dass sie nicht mehr mit der Geige spielt, die ihr der Großvater vererbte und ihr großes Talent verschwendet. Da Lisa nun für ein paar Wochen über sehr viel Freizeit verfügt, holt sie den Geigenkasten vom Speicher herunter. 
Der Inhalt ist mehr als erbarmungswürdig. Die Geige muss unbedingt repariert werden. 

Auf der Suche nach einem Restaurator lernt Lisa den knapp 90-jährigen Hans und seine Tochter Uta kennen. Hans ist von der uralten Geige fasziniert; jedoch stört es ihn, dass das echte Etikett darin mit einem anderen überklebt wurde. Darunter befindet sich etwas, von dem heutzutage kaum noch jemand etwas wissen möchte ...

Uta ist eine Obstbäuerin, die ziemlich mürrisch daher kommt und ständig ein Kopftuch trägt. Lisa merkt jedoch ziemlich bald, dass sich unter Utas rauer Schale ein weicher Kern befindet. Sie freundet sich mit ihr an, und hilft ihr bei der Kirschernte. 

Der Schreibstil ist flüssig und immer wieder sehr poetisch. Die Figuren wirken fast alle melancholisch. 

Das große Geheimnis der Geige führt uns in die Geschichte des 2. Weltkriegs, bei der der Besitz von Juden zu Spottpreisen verschachert wurde. Lisa möchte unbedingt wissen, wie ihr verstorbener Großvater zu der Geige kam. Ihre Mutter hüllt sich in Schweigen und reagiert auf Lisas Fragen abweisend. 
 
Wieder einmal zeigt sich klar und deutlich, wie der zweite Weltkrieg über Jahrzehnte hinweg das Leben der Nachfahren beeinflusst. Barbara überträgt ihre Unsicherheiten auf ihre Tochter Lisa, und wollte, dass aus Lisa eine begnadete Violonistin wird. Lisa lebt ständig in dem Gefühl, nicht zu genügen. Warum wertet ihre Mutter ihren Beruf als Musiklehrerin so ab? Sie zweifelt an sich und stellt ihr ganzes Leben infrage. 

Man sollte sich von dem blumigen Cover nicht täuschen lassen. Dahinter verbirgt sich eine sehr ernste Geschichte, die zwar im Sommermonat August spielt, aber sehr ernste Themen beinhaltet. Es geht um den mysteriösen Erwerb einer Geige und Lisas Familiengeschichte. Die Unsicherheiten einer Frau, deren Ursprung in der Vergangenheit liegt und ihr Leben stark beeinflusst.

Anfangs konnte ich Lisas negative Einstellung zum Leben nicht ganz nachvollziehen; was sich im Laufe der Geschichte jedoch änderte. Die Zeit ohne ihren Sohn war gut für ihre Selbstreflexion und die damit verbundenen Aktivitäten, die ihrem Leben eine positive Wende gaben. 

 

Fazit

Diese sommerliche Geschichte wirkte überwiegend melancholisch auf mich. Ein paar Szenen am See lockerten die Geschichte auf, und luden zum Träumen ein. 

Eine alte Geige 🎻 führt Menschen zusammen. Es ist nie zu spät, für eine neue Liebe und gute Freundschaften. Die Vergangenheit haben wir schon gelebt. Nur die Gegenwart können wir leben und beeinflussen. 

Von mir eine klare Empfehlung und vier Sterne. 

Danke Anne Stern 

PS: Auch ein Teil meiner Familiengeschichte -  Väterlicherseits -  spielte sich im Schwarzwald ab.

Anne Stern, geboren 1982 in Berlin, ist promovierte Germanistin, Historikerin und Bestsellerautorin. Bei Aufbau erschienen von ihr zuletzt die Romane »Drei Tage im August« und »Lindy Girls«. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.





 





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