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Foto: @Giselas Lesehimmel |
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Verlagsinfo:
Aus dem Niederländischen von Stefanie Schäfer
Der renommierte niederländische Gehirnchirurg Jaap Hollander ist im Ruhestand, aber Ruhe findet er nicht. Seit seine Tochter zehn Jahre zuvor in Israel verschwunden ist, kehrt er jedes Jahr nach Tel Aviv und in die Wüste Negev zurück. Diesmal wird er dort unversehens gebeten, eine äußerst riskante Gehirnoperation durchzuführen. Er sagt zu, obwohl die Erfolgsaussichten verschwindend gering sind. Nicht nur das Leben seiner mächtigen Patientin hängt von der Operation ab, vielleicht eröffnet sie ihm sogar eine neue Spur zu seiner Tochter.
Mehr zum Inhalt
Jedes Jahr fährt der pensionierte Gehirnchirurg Jaap Hollander nach Israel in die Wüste Negev, denn dort ist seine Tochter mit 18 Jahren verschwunden. Alles deutete auf ein Verbrechen hin, aber es bleibt ungelöst, und Jaap kann die Hoffnung nicht aufgeben, dass Lea noch lebt. Zum zehnten Jahrestag steht Jaap jedoch plötzlich vor einer Herausforderung, die alles verändern könnte. Jaap nimmt sie an und hilft damit nicht nur einer anderen jungen Frau und einem ganzen Land, sondern auch sich selbst. Eine virtuose Parabel über Liebe, Verlust, Hoffnung und den verschlungenen Weg im Labyrinth des Lebens.
Meine Meinung
Auf der Suche nach Wahrheit – Eine Reise zwischen Medizin, Politik, Wüste und Selbstreflexion
Stadt der Hunde zählt zu den Büchern, die einem überall begegnen. Das Cover mit dem Hund, der ein Sweatshirt trägt, und der Klappentext haben meine Neugierde geweckt. Die Thematik Gehirnchirurgie fasziniert mich, und so stand meine Entscheidung fest, das Buch zu lesen.
Aus der Sicht von dem jüdischen Gehirnchirurgen Jaap Hollander erleben wir eine spannende sowie emotionale Geschichte. Seine Ehrlichkeit und Hartnäckigkeit haben mir imponiert. Als Kapazität in der Neurochirurgie hat sich Jaap weltweit einen Namen gemacht.
Bereits im Ruhestand fährt er jedes Jahr nach Israel in die Wüste zu den Kratern, um seiner verschollenen Tochter nahe zu sein, die vor 10 Jahren dort bei einer Überschwemmung ums Leben gekommen ist. Sie wollte mit ihrem Freund die Krater und Höhlen erkunden, und mehr über den jüdischen Glauben erfahren, den ihr Vater nie praktiziert hatte. Jaap ist sich sicher, irgendwo lebt seine Tochter noch weiter.
Seine Frau konnte mit seiner Beharrlichkeit nicht umgehen, und verließ ihn. Jaap nahm das nicht tragisch, da er seine Frau nie wirklich geliebt und sie nur wegen ihrer Schwangerschaft geheiratet hatte. Mit der Treue nahm er es auch nie genau.
Bei einem seiner Aufenthalte in der Wüste begegnet er einem Hund, der ihn beobachtet. Er gibt ihm Wasser, obwohl er keine Hunde mag. Es stört ihn, dass es in Israel so viele Hundebesitzer gibt. Dennoch hat die Gesellschaft dieses einsamen Hundes etwas Tröstliches.
Obwohl er sich im Ruhestand befindet, erhält er einen großen Auftrag: Er soll eine arabische Prinzessin operieren, die an einem inoperablen Gehirntumor leidet. Sie ist für das Wohl ihres Landes verantwortlich. Daher findet alles unter strengster Geheimhaltung statt. Wenn es einer schaffen kann, sie erfolgreich zu operieren, dann er. Falls nicht, wird es ihm das Leben kosten. Jaap ist sich sicher, dass diese OP nicht gelingen kann, aber das großzügige finanzielle Angebot will er nicht ausschlagen. Mit diesem Geld könnte er einen Geologen engagieren, der die Krater erforscht und eventuell etwas über den Verbleib seiner Tochter herausfindet.
Jaap ist ein Mann, der nicht so leicht aufgibt. Seine Zeit als Chirurg war sehr intensiv und ließ keinen Platz für ein Privatleben. Hat er seiner Tochter jemals gesagt, wie lieb er sie hat? Hat er sich jemals bei seiner Ex-Frau für sein mieses Verhalten entschuldigt?
Er operiert eine Prinzessin, deren Tumor als inoperabel gilt, und nimmt in Kauf, dass er dafür mit seinem Leben bezahlt. Er scheut weder Aufwand noch Kosten, um seine Tochter suchen zu lassen, obwohl sie wahrscheinlich schon lange nicht mehr lebt. Er mag auf manche Menschen egoistisch und unehrlich wirken. Ja, vielleicht ist er es sogar. Doch seine Selbstreflexion zeugt von einer Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Als er selbst wegen eines Hirntumors auf dem OP-Tisch landet, bekommt das Geschehen eine paranormale Dimension.
Fazit
Leon de Winter hat Politik, Liebe, Drama und Verlust zu einem harmonischen Ganzen verwoben. Das Setting spiegelt die Wüste Negev und Tel Aviv eindrucksvoll wider. Die dramatische Geschichte um die erkrankte Prinzessin verleiht der Geschichte etwas Märchenhaftes. Die Figuren konnten mich überzeugen. Der Schreibstil liest sich wie Butter und hat mich von Anfang an gefesselt.
Von mir eine klare Empfehlung. Danke, Leon de Winter.
Leon de Winter, geboren 1954 in ’s-Hertogenbosch als Sohn niederländischer Juden, arbeitet seit 1976 als freier Schriftsteller und Filmemacher und lebt in den Niederlanden. 2002 erhielt er den ›Welt‹-Literaturpreis, 2006 die Buber-Rosenzweig-Medaille für seinen Kampf gegen Antisemitismus, und 2009 wurde er mit dem Literaturpreis der Provinz Brabant für ›Das Recht auf Rückkehr‹ ausgezeichnet. Seine Romane wurden in 20 Sprachen übersetzt, zuletzt erschienen bei Diogenes ›Ein gutes Herz‹ (2013) und ›Geronimo‹ (2016).
Auszeichnungen
Literaturpreis der Provinz Brabant (›Schrijversprijs der Brabantse Letteren‹) für Das Recht auf Rückkehr, 2009
Buber-Rosenzweig-Medaille, 2006
WELT-Literaturpreis für sein Gesamtwerk, 2002
›Welt-Literaturpreis‹ für Leon de Winter: »Die Jury ehrt Leon de Winter für seine so komplex wie spannend angelegten Romane, die am Beispiel meist jüdischer Protagonisten hochkomisch und psychologisch einfühlsam vom Getriebensein des modernen Menschen erzählen. Sein Schreiben zeichnet sich durch einen souveränen Wechsel von Nähe und Distanz im Hinblick auf seine Figuren aus, durch ein meisterliches Gespür für pointierte Dialoge, durch die gekonnte Verknüpfung verschiedener Haupt- und Nebenhandlungen, die seine Bücher so komplex wie spannend machen. Er wird für sein Gesamtwerk geehrt.«, 2002
›Reina Prinsen Geerlings-Preis‹ für De (ver)wording van de jongere Dürer, 1978
Verfilmungen
SuperTex, Jan Schütt, 2003
Der Himmel von Hollywood, Sönke Wortmann, 2001
Hoffmans Hunger, Leon de Winter, 1993
»Leon de Winter hat etwas zu erzählen, und er tut es so gut, daß man nicht genug davon bekommen kann.«
Rolf Brockschmidt / Der Tagesspiegel, Berlin
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