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Sonntag, 14. Januar 2024

Der Zauberer vom Cobenzl von Bettina Balàkas

Foto: @Gisela Simak




Um was geht's? Unbezahlte Werbung. Coverrechte Verlag. 


Verlagsinfo: Zwei Frauen, eine spricht die Sprache der Musik, die andere die der Wissenschaft.
Reichenbach zwischen Aufstieg und Fall: ein Imperium erbaut auf Licht, der Mann, dem es gehört, gestrickt aus Hunger.
Es ist das Jahr 1844 und in Carl Ludwig Freiherr von Reichenbach brennt der Wissensdrang so nah an der Oberfläche wie Kometen kurz vor dem Einschlag. Er sucht unerbittlich nach der Bestätigung seiner These: der Existenz von „Od“. Jene wie ein Feuerschein aus allen Dingen und Lebewesen strömende Kraft, die zu sehen nur wenigen vergönnt ist. Reichenbach ist ein Emporkömmling der ersten Klasse, klammert an der Leiter, die Ruhm verspricht. Adelstitel, Renommee und Schloss hat er sich hart erarbeitet. Von Rückschlägen geprägt, ist er es gewohnt, dass die Gerüste seiner Existenz stets zu bröckeln drohen. Von Stuttgart und Tübingen über Blansko in Mähren hat das Schicksal ihn und seine zwei Töchter Hermine und Ottone nach Wien, zum Schloss Cobenzl, verschlagen. Dort ist Reichenbach dem „Od“ auf der Spur, unterstützt durch Hermine, die sich wie der Vater der Forschung verschrieben hat. Experimente mit „Sensitiven“ sollen beweisen, was Reichenbach bereits weiß. 

Meine Meinung:

Wissenschaft in poetischer Sprache


Den Schwestern Hermine und Ottone erscheint ein selbstbestimmtes Leben so fern, wie ihres Vaters Wissenschaften. Carl Ludwig Freiherr von Reichenbach möchte die Existenz von Od bestätigen. Nur mit *Sensitiven* kann er weiter forschen. Seine Töchter und der Freiherr höchst persönlich,  sind nicht in der Lage, die Kraft, welche aus verschiedenen Dingen per Licht strömt, zu sehen. Überhaupt scheint der ehemalige Industrielle, zum Scheitern verurteilt. Egal was er anpackt.
Während Hermine ein Händchen für die Pflanzenwelt hat, entlockt Ottone dem Klavier liebliche und höchst professionelle Töne. Den Begabungen seiner Töchter begegnet der Freiherr wohlwollend und unterstützt diese sehr. Nur heiraten erlaubt er den Töchtern nicht. Sollen sie doch lieber ihre Talente nutzen und dem Vater zur Seite stehen.

Die Geschichte spielt im 19.Jahrhundert. Die anspruchsvolle Sprache kommt oftmals sehr poetisch daher. Es handelt sich hier um einen biografischen Roman. Das macht die Geschichte zu etwas ganz Besonderen. Konnte ich mich auch des öfteren nicht entscheiden ob ich den Freiherrn für verrückt halten soll, so kam ich doch nicht umhin, seinen unermüdlichen Eifer zu bewundern. Mit großem Interesse habe sämtliche Wissenschaften verfolgt, die damals noch in Kinderschuhen steckten. Dennoch waren sie Wegweiser für spätere Erkenntnisse. Meteoriten spielen eine Rolle, deren Gesteinsbrocken Reichenbachs Interesse erweckten. Überhaupt brannte Reichenbach ziemlich schnell für ungewöhnliche Erscheinungen. 

Den Werdegang der Töchter habe ich noch lieber verfolgt. Waren sie doch einerseits gesegnet, ob der vielen beruflichen Möglichkeiten, so mussten sie sich beim Vater vehement durchsetzen, damit ihre Herzen nicht verhungerten. Beruflich erfolgreiche Frauen, bekamen schließlich keine Ehemänner ab. Zwischen Revolution und Erfindergeist hatte jedoch auch die Liebe noch Platz. 

Der Schreibstil hat mir außerordentlich gut gefallen. Es dauerte ein bisschen, bis ich mich darauf einlassen konnte. Aber dann wollte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen. Die Geschichte kommt irgendwie ein bisschen Fantasy - lastig daher. Geheimnisvoll und stellenweise charmant. 

Fazit:


Zwischen Erfindergeist und Hungertuch kämpft Freiherr von Reichenbach um Beachtung. Ein Mann, der zu seinen Überzeugungen steht und dafür kämpft. Der anscheinend seinen tiefen Fall als letzter bemerkt. Zwei junge Frauen, die den Weg für uns Frauen heute, ein Stück weit geebnet haben. Diese interessante Familiengeschichte empfehle ich gerne weiter. Habe ich doch das Leuchten auch gesehen. In den Augen von Hermine und Ottone. Ein Leuchten, welches nur Verliebte in ihren Augen haben.
Von mir eine absolute Empfehlung. Danke Bettina Balàkas.

Bettina Balàka, geboren in Salzburg, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, Theaterstücke und Hörspiele. Vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Theodor-Körner-Preis (2004), dem Salzburger Lyrikpreis (2006) und dem Friedrich-Schiedel-Literaturpreis (2008). Zuletzt erschienen: Eisflüstern. Roman (2006), Schaumschluchten. Gedichte (2009). Bei Haymon: Auf offenem Meer. Erzählungen (2010), Kassiopeia. Roman (2012, HAYMONtb 2013), Unter Menschen. Roman (2014). Die Prinzessin von Arborio.






 



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