Foto: @Gisela Simak |
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Verlagsinfo: Ein wohlsituierter New Yorker Geschäftsmann stürzt urplötzlich in eine mentale Krise. Um zu gesunden, so spürt er, muss er seinen von grauem Erfolg geprägten Alltag hinter sich lassen, und kurzerhand tritt er eine Schiffsreise an. Kaum auf See, stellt sich die erhoffte Erleichterung tatsächlich ein, doch dann … macht er einen einzigen falschen Schritt und landet mitten im Pazifik, während sein Schiff sich immer weiter von ihm entfernt. Was denkt ein Mensch in solch einer Situation? Woraus schöpft er Hoffnung? Und wie blickt er nun auf sein Leben, dessen er vor Kurzem noch so überdrüssig war?
Mit Gentleman über Bord gelang Herbert Clyde Lewis ein tiefgründiges, genial komponiertes Meisterwerk, das fast ein Jahrhundert lang weitgehend unbeachtet blieb und in der vorzüglichen Übersetzung von Klaus Bonn jetzt endlich auf Deutsch vorliegt.
Meine Meinung:
Ein tiefgründigerKlassiker
Nicht selten hört man von schwerkranken Menschen, wie selbstverständlich sie doch ihr Leben und ihre Gesundheit genommen haben. Vielen belanglosen Dingen zu viel Beachtung schenkten.Was uns allen jedoch die größte Sorge bereitet, irgendwann mal hilflos auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Um sich mit solchen Dingen zu beschaftigen, braucht es jedoch nicht immer eine Krankheit. Ein kleines Missgeschick reicht auch. Ein Ölfleck auf dem Deck ist daran schuld, dass der erfolgreiche New Yorker Geschäftsmann Henry Preston Standish kopfüber im Atlantik landet. Der gut situierte Gentleman möchte nicht laut um Hilfe schreien. Zumal es doch eine Schande ist, wenn jemand in seiner Position so tollpatschig mitten im Atlantik landet. So begutachtet er erst mal den wunderschönen Sonnenaufgang. Schaut dem Schiff dabei zu, wie es immer kleiner wird. Ist sich seiner Hilflosigkeit bewusst.Er kann keine Hilfe erwarten, für den Moment.
Den Gedanken von Henry habe ich sehr gerne gelauscht. Befindet er sich doch das erste Mal in seinem Leben in der Situation, sich mit sich selbst befassen zu müssen. Ganz allein im Atlantik lässt er sein Leben Revue passieren. Sehnt sich nach den Dingen, denen er überdrüssig wurde. Was gäbe er jetzt für einen Scotch mit Soda und einer Zigarette. Dieser Klassiker lebt von der Hoffnung, die die Leserschaft für Henry entwickelt. Henry ist doch ein angenehmer Zeitgenosse. Das haben auch die anderen Passagiere bemerkt. Was zeitgleich auf dem Schiff passiert, scheint nicht von dieser Welt zu sein. Lug und Trug und eine gewisse Befangenheit, hindern die Passagiere daran zu melden, dass Mr. Standish von Bord gegangen ist. Keiner möchte dem ruhigen, in sich gekehrten Standish auf die Pelle rücken.
Henrys Gemütszustand wechselt zwischen Verzweiflung, Zorn und Hoffnung hin und her. War doch sein Leben bisher nie von irgendwelchen Entbehrungen geprägt. Zwischen dem Bewusstsein sterben zu müssen, mischt sich immer wieder die Freude seiner Frau und den Kindern von seinem Abenteuer zu erzählen.
Ich habe darauf gewartet, wann Henrys Abwesenheit bemerkt wird und das Schiff umkehrt. Habe Henry stellenweise um seinen Optimismus beneidet. Mir die Geschichte seiner Familie angehört. Hätte ihm gerne seinen geliebten Scotch mit Soda und eine Zigarette gereicht. Irgendwie war ich mir sicher, Henry wird es schaffen!
Fazit:
Was passiert mit einem Menschen, der mitten im Atlantik unbemerkt über Bord geht? Wir wissen es alle. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt.
Ich empfehle das interessante Nachwort von Jochen Schimmang zu lesen. Der Autor Herbert Clyde Lewis ist Henry gar nicht mal so unähnlich.
Erwähnenswert ist das wunderschöne in Leinen gebundene Buch in einem Schuber.
Danke Herbert Clyde Lewis. Ein großes Dankeschön an den Mare Verlag, für die Neuauflage dieses Klassikers. Mein Dank geht auch an Klaus Bonn für die Übersetzung. Danke für das informative Nachwort Jochen Schimmang.
Herbert Clyde Lewis
Herbert Clyde Lewis (1909–1950) wurde als zweiter Sohn russisch-jüdischer Einwanderer im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren. Er führte ein rastloses Leben als Sportreporter in Newark, Berichterstatter in Shanghai und Drehbuchautor in Hollywood. Er schrieb für den Mirror und das Time Magazine in New York und verfasste vier Romane. Sein Debüt Gentleman über Bord (1937) ist das erste seiner Bücher, das auf Deutsch vorliegt.
Klaus Bonn
Klaus Bonn, geboren 1958, freier Autor, Übersetzer und Lehrbeauftragter, studierte Literaturwissenschaft, Anglistik und Philosophie in Mainz. Er übersetzte u. a. H. D. Thoreau, Harriet Taylor Mill und Chloe Aridjis sowie Gedichte, etwa von Edna St. Vincent Millay, Louise Bogan und Lola Ridge.
Moin liebe Gisela,
AntwortenLöschendas Cover ist schön schlicht gehalten und gefällt mir. Deine Vorstellung des Buches gefällt mir sehr gut und irgendwie gehe ich davon aus, dass das Ende gut wird.
Liebe Grüße, Angela
Guten Morgen liebe Angela.
LöschenIch verrate nix.
nun ist das Buch auf meinem Reader gelandet. Keine Ahnung, wie es da so schnell gelandet ist :-) Vielen Dank für den schönen Tipp. Mit dem Lesen fange ich heute Abend an. Liebe Grüße, Angela
AntwortenLöschenDann wünsche ich dir sehr viel Spaß. Bin total auf deine Meinung gespannt.
LöschenLiebe Grüße und ein schönes Wochenende
Moin liebe Gisela, ich habe es gelesen und war gefangen von dem Buch. Ganz lieben Dank für diesen wundervollen Tipp.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Angela