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Samstag, 27. Januar 2024

Kein guter Mann von Andreas Izquierdo

 

Foto: Gisela Simak



Um was geht's?

Unbezahlte Werbung. Coverrechte Verlag.

Andreas Izquierdo

Kein guter Mann

Roman.

Mein Gott Walter

Walter ist Postbote und ziemlich gut darin, sich unbeliebt zu machen. Mit knapp sechzig wird er schließlich in die Abteilung für unzustellbare Briefe strafversetzt: in die Christkindfiliale der Post in Engelskirchen. Natürlich ist niemand schlechter für den Job geeignet als er.

Eines Tages erreicht ihn ein Schreiben an den lieben Gott. Es stammt vom zehnjährigen Ben. Er will weder Handy noch Playstation, sondern nur wissen, wie man einen Klempner ruft. Walter antwortet vage und bekommt einen zweiten Brief, in dem Ben den lieben Gott ganz schön zusammenfaltet: Warum hilft er ihm nicht?

Walter beginnt einen Briefwechsel mit Ben selbstverständlich als Gott. Er erfährt immer mehr über das Leben des Jungen, der allein mit seiner depressiven Mutter lebt. Mehr als alles andere wünscht Ben sich einen Freund. Unterdessen naht Weihnachten, und Walter ist mit seinem eigenen Familiendrama beschäftigt: Die Beziehungen zu seinen Kindern sind kompliziert, geschieden ist er lange schon, und da ist diese schwere Schuld aus seiner Vergangenheit, die ihm einfach keine Ruhe lässt. Vielleicht kann Walter ja Ben helfen und Ben Walter?

Meine Meinung:

Wenn Gott ein Postbote wäre ...

Es kommt nicht allzu oft vor, dass ich ein Buch an einem Nachmittag lese. Bei *Kein guter Mann* hätte ich war wahrscheinlich noch nicht mal bemerkt, wenn das Haus in Flammen steht. Das liegt zum einem, an dem verschrobenen Postboten Walter. Zum anderen an der warmherzigen Geschichte, die auf jeglichen Kitsch verzichtet.

Walter hat die Begabung sich unbeliebt zu machen. Ich fand sein Verhalten total amüsant. Ganz ehrlich, er konnte ja oftmals wirklich nichts dafür. Die Umstände sprachen aber leider oft gegen ihn. Ob in der Gegenwart oder in der Vergangenheit. Besonders in der Vergangenheit habe ich begonnen, Walters Verhalten in der Gegenwart zu verstehen. 

Dann hat er zu allem Übel noch zwei Vorgesetzte mit dem Namen Sabine. Sabine 1 versetzt ihn in die Christkindfiliale, bei der man Briefe von Kindern beantwortet. Walter ist davon mehr als genervt. Bis er einen Brief von dem kleinen Ben erhält, der an den lieben Gott schreibt. Das ist der Beginn von einem Briefaustausch, der Walter sehr zu Herzen geht. Obwohl Sabine 2 ihm verboten hat selbst auf Briefe zu antworten,(seine Antworten waren nicht unbedingt charmant,) schreibt Walter dem kleinen Ben zurück. (Und das sogar nett!) Sein Absender: Gott!

Ich mag den geschiedenen Postboten total gerne. Selten hat mich ein Protagonist so berührt wie er. Ich durfte den jungen Walter kennen lernen. Konnte nicht fassen, was alles mit ihm passiert ist. Seine Exfrau dagegen ist einem großen Irrtum aufgesessen, den ihr eigener Vater verschuldet hatte. Sie entzog ihm das Besuchsrecht für seine Kinder. Damit hat sie Walter zu einem sehr unglücklichen Mann gemacht. Überhaupt wurde sein Herz einige Male gebrochen. Dabei darf man echt froh sein, wenn man so einen Menschen wie ihn um sich hat. Die Auf und Abs in seinem Leben hätten so manchem das Genick gebrochen. Sein Tun und Handeln ist- und war stets von totaler Ehrlichkeit geprägt. Leider manchmal mit fatalem Ausgang. 

Ich musste mehrmals lachen und weinen. Das Lesen dieses Buches ist ein einziges Auf und Ab der Gefühle. Weihnachtliche Stimmung versprüht es auch. Der alte Postbote hilft dem kleinen Ben. Ben ist, ohne es zu wissen, auch eine große Hilfe für Walter. Die Geschichte kommt absolut spannend daher. Rein gar nichts war für mich vorhersehbar. Ob im beruflichen oder familiären Bereich, alles kam anders, als ich es erwartet hätte. Der Schreibstil liest sich wie Butter.

Fazit:

Bitte lest diese wunderbare Geschichte! Das Ende hat mich fassungslos zurück gelassen. Ein großes Dankeschön Andreas Izquierdo. Den Alltag bei der Post haben sie sehr gut beschrieben.

 

ANDREAS IZQUIERDO ist Schriftsteller und Drehbuchautor. Sein Roman ›König von Albanien‹ wurde 2007 mit dem Sir-Walter-Scott-Preis bedacht. Er veröffentlichte zahlreiche weitere Romane, u. a. ›Das Glücksbüro‹ (2013), den SPIEGEL-Bestseller ›Der Club der Traumtänzer‹ (2014) und ›Fräulein Hedy träumt vom Fliegen‹ (2018). Für seine historische ›Wege der Zeit‹-Reihe um die drei Freunde Carl, Artur und Isi, bestehend aus ›Schatten der Welt‹ (2020), ›Revolution der Träume‹ (2021) und ›Labyrinth der Freiheit‹ (2022), wurde er mit dem bronzenen Homer ausgezeichnet. Zuletzt erschien ›Kein guter Mann‹ (2023). Andreas Izquierdo lebt in Köln.



4 Kommentare:

  1. Liebe Gisela nun bin ich neugierig auf das Buch. Ich hatte es vor kurzem irgendwo gesehen und überlegte es zu kaufen. Dachte aber dann, lieber nicht, bestimmt kitschig. Nun schreibst du, dass auf etlichen kitsch verzichtet wurde. Es wurd wohl ein Platz bei mir zu Hause finden.

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    1. Hallo Meggi

      Das ist natürlich Geschmackssache. Ich fand es mitten es dem Leben gegriffen. Dazu etwas weihnachtliche Stimmung. Ich bin mir fast sicher, das Buch könnte was für dich sein. Besonders die Passagen aus der Vergangenheit.

      Liebe Grüße von der Gisela

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  2. Guten Abend liebe Gisela,
    ich habe von dem Autor auch schon das Glücksbüro gelesen und weiß genau welchen Schreibstil du meinst... der Autor hat echt ein Händchen was diese Intensität der Emotionen angeht :-)
    Das Buch wandert direkt auf meine Wunschliste, da es meine Neugier echt geweckt hat.
    Liebe Grüße
    Andrea ♥

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    1. Guten Morgen liebe Andrea

      Ich habe das Glücksbüro seit Jahren auf dem e-Book SuB. Ich werde es demnächst befreien. Kein guter Mann beschäftigt mich immer noch.

      Liebe Grüße von der Gisela.

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